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Der große Kampf
sie nicht unverzüglich auferwecken würde, nachdem er ihren Leib
vor jeder Verwesung bewahrte, würde es ihm an Weisheit fehlen,
und er würde sich selbst widersprechen; sein Verhalten wäre un-
zusammenhängend und ungeziemend.“ (Loewenich, Der moderne
Katholizismus 243.)
Nach katholischer Sicht ergeben die Zeugnisse des Evangeliums,
ergänzt und erweitert durch die Tradition, von selbst den Begriff
der tätigen Anwesenheit Marias in dem gesamten Erlösungswerk
Jesu Christi. Sie bewirke zwar nicht die Erlösung selbst, aber sie
sei das Mittel und teile die Gnaden aus. Christus ist hier nicht mehr
ohne Maria zu denken, die ihren Platz in der Sphäre des Göttlichen
behauptet, die das „Meisterwerk Gottes“ ist und die „der Allmächti-
ge nach seinem Willen neben Christus gestellt hat in allen Phasen
des Heilswerkes“ (Osservatore Romano, 26.3.58). Damit erhält die
Erlösung gewissermaßen erst durch Maria ihre Krönung. Papst Be-
nedikt XV. äußerte schon 1918, daß man mit Recht sagen könne,
Maria habe zusammen mit Christus das Menschengeschlecht er-
löst. Sein Nachfolger legte ihr sogar den Titel „Miterlöserin“ bei.
Angesichts dieser Sachlage nützt es wenig, wenn von katholischer
Seite versichert wird, daß nichts, was Maria an Glauben zugewendet
werde, Gott und Christus verlorengehe; sie beteten die Himmelskö-
nigin nicht an, sondern brächten ihr nur „übermäßige Verehrung“
dar. Dieser feine, nur rhetorische Unterschied wirkt sich jedoch in
der praktischen Frömmigkeit überhaupt nicht aus; denn wie will
man die Anbetung von der übermäßigen Verehrung trennen? Ab-
gesehen davon bezeugen eine Reihe von Äußerungen gerade der
letzten Zeit, daß eben doch die Anbetung Marias gemeint ist und
nicht nur eine Verehrung. So wiederholte Johannes XXIII. ein be-
kanntes Rosenkranzgebet Pius XII., in dem es heißt: „Wendet euch
mit immer größerem Vertrauen an die jungfräuliche Gottesmutter,
zu der die Christen allezeit und vor allem in Widrigkeiten Zuflucht
genommen haben, weil sie ja zur Quelle des Heils [!] für das ganze
Menschengeschlecht bestellt ist.“
Einer der entschiedensten Förderer der Marienfrömmigkeit war
Pius XII. Als 18jähriger weihte er sich Maria, sein Priestertum brach-
te er der „Himmelskönigin“ dar. Während seines Pontifikats ver-
öffentlichte er 350 marianische Dokumente, darunter 19 von ihm
verfaßte Mariengebete. Von ihm stammt auch der Ausspruch: „Der