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Anmerkungen
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che Mitte ist, aus der heraus das menschliche Leben gesegnet und
geheiligt werden soll.
Das Wesen der Messe beruht darin, daß sie als Vergegenwärti-
gung des Kreuzopfers Christi (des Opfers des Neuen Bundes) weder
nur dessen Erinnerung noch seine wiederholte Nachahmung oder Er-
gänzung ist (was der Vollgültigkeit und Einzigkeit des Kreuzopfers
widerspräche). Vielmehr ist die Messe mit dem Kreuzopfer ihrem
Wesen nach identisch und weist den gleichen Hohenpriester, die
gleiche Opfergabe auf: Christus. Nur die Weise der sakramentalen
Aufopferung in der Messe ist verschieden von der historischen am
Kreuz; dort geschah sie blutig, in der Messe geschieht sie unblutig
in der Gestalt von Brot und Wein ... So ist die Messe im katholi-
schen Glaubensverständnis die Mitte des Lebens, die wirklichste
Gottbegegnung und damit der sichtbarste Einbruch der Gnade in das
Dasein des Menschen.“ (Der Große Herder, Bd. VI, Sp. 451ff.)
Walther von Loewenich schreibt in Der moderne Katholizismus
28ff.: „Luther hatte die Messe als ein Werk des Menschen verworfen.
In der Messe bringt die Kirche Leib und Blut Christi als ihr Opfer
dar. Damit ist die Einmaligkeit und Einzigkeit des Opfers Christi
zunichte gemacht. Die Messe ist darum für Luther ein greulicher
Götzendienst und eine vermaledeite Abgötterei. Hier erreicht für ihn
die falsche Werkfrömmigkeit ihren furchtbaren Höhepunkt. Darum
richtet sich sein ganzer Groll gegen diese Feier. Luthers Polemik
wird vom heutigen Katholizismus als ein verhängnisvolles Mißver-
ständnis bezeichnet. Man verweist dafür auf cap. 2 der 22. Sitzung
[694]
des Tridentinums. Dort heißt es: ‚Es ist ein und dasselbe Opfer,
das derselbe jetzt durch den Dienst der Priester darbringt, der sich
selbst damals am Kreuze dargebracht hat, wobei nur die Art der
Darbringung verschieden ist.‘
Nicht die Kirche, sondern Christus selbst ist also in der Messe
das Subjekt des Opferns. Die Messe ist zwar ein wahres und ei-
gentliches Opfer, aber es ist wesentlich identisch mit dem Opfer
Christi am Kreuz. Die wesentliche Identität wird erläutert durch den
Gedanken der Repräsentation. Christus hat sich selbst beim ersten
Abendmahl geopfert und dieses Opfer zur Wiederholung eingesetzt,
um so ein Opfer zu hinterlassen, durch das jenes einmalige blutige
am Kreuz dargestellt würde und so sein Gedächtnis bis ans Ende der
Welt dauern sollte. Aber das Meßopfer ist nicht eine bloße Abbil-