Seite 114 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
oder ihn versuchen. Wir sollten Gott nie um etwas bitten, nur um zu
sehen, ob er sein Wort wahrmachen wird; vielmehr sollen wir bitten,
weil er es erfüllen wird. Wir sollten nicht beten, um zu erfahren, ob
er uns liebt, sondern darum, weil er uns liebt. „Ohne Glauben ist‘s
unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der
muß glauben, daß er sei und denen, die ihn suchen, ein Vergelter
sein werde.“
Hebräer 11,6
.
Der Glaube ist in keiner Weise mit Vermessenheit zu verglei-
chen. Der wahre Glaube ist frei davon. Die Vermessenheit ist eine
satanische Verfälschung des Glaubens. Der Glaube ergreift Gottes
Verheißungen und bringt Frucht im Gehorsam. Die Vermessenheit
erhebt auch Anspruch auf die Verheißungen, gebraucht sie aber, um
Übertretungen zu entschuldigen, wie Satan es tat. Der wahre Glau-
be hätte das erste Elternpaar im Garten Eden veranlaßt, der Liebe
Gottes zu vertrauen und seinen Geboten zu gehorchen; die Vermes-
senheit aber verleitete sie, sein Gesetz zu übertreten in der Annahme,
seine große Liebe würde sie vor den Folgen der Sünde bewahren.
Das ist kein Glaube, der die Gunst des Himmels beansprucht, ohne
die Bedingungen zu erfüllen, unter denen die Gnade gewährt wird.
Glaube gründet sich auf die Verheißungen und Verordnungen der
Heiligen Schrift.
Oft erreicht Satan, wenn es ihm nicht gelang, unser Mißtrauen
zu erregen, sein Ziel dadurch, daß er uns zur Vermessenheit verleitet.
Wenn er uns veranlassen kann, uns selbst ohne Notwendigkeit einer
Versuchung auszusetzen, dann weiß er, daß der Sieg ihm gehören
wird. Gott wird alle bewahren, die auf dem Weg des Gehorsams
wandeln; wer aber davon abweicht, begibt sich auf Satans Gebiet.
Dort aber wird er gewiß untergehen. Der Heiland hat uns geboten:
„Wachet und betet, daß ihr nicht in Versuchung fallet!“
Markus
14,38
. Ernstes Nachdenken und Beten bewahren uns davor, uns
unaufgefordert auf den Weg der Gefahr zu begeben; auf diese Weise
entgehen wir mancher Niederlage.
Dennoch dürfen wir nicht den Mut verlieren, wenn uns Versu-
chungen überfallen. Oft bezweifeln wir Gottes Leitung und Führung,
wenn wir in eine schwierige Lage kommen. Aber es war die Leitung
des Geistes, die den Heiland in die Wüste führte, um von Satan
versucht zu werden. Wenn Gott Prüfungen über uns kommen läßt,
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dann ist es seine Absicht, daß sie zu unserem Besten dienen. Jesus