Seite 113 - Das Leben Jesu (1973)

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Der Sieg
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vermochten ihn nicht dazu zu bestimmen, auch nur im geringsten
vom Willen seines himmlischen Vaters abzuweichen.
Der Versucher kann auch uns niemals zwingen, etwas Böses zu
tun. Er kann die Gemüter nicht beherrschen, wenn sie sich nicht
selbst seiner Herrschaft unterwerfen. Der Wille muß seine Zustim-
mung geben, und der Glaube muß seinen Halt an Christus lassen,
ehe Satan seine Macht über uns ausüben kann. Doch mit jedem
sündhaften Verlangen kommen wir ihm entgegen. Sooft wir uns
dem göttlichen Gebot widersetzen, öffnen wir dem Versucher eine
Tür, durch die er eintreten kann, uns zu versuchen und zu verder-
ben. Und jede Niederlage und jedes Versagen unserseits gibt ihm
willkommene Gelegenheit, Christus zu schmähen.
Als Satan die Verheißung anführte: „Er wird seinen Engeln über
dir Befehl tun, und sie werden dich auf den Händen tragen“ (
Matthä-
us 4,6
), ließ er die Worte aus, „daß sie dich behüten auf allen deinen
Wegen“ — auf allen Wegen nämlich, die Gott erwählt hat. Jesus
weigerte sich, den Pfad des Gehorsams zu verlassen. Er bekundete
völliges Vertrauen zu seinem himmlischen Vater und wollte sich
nicht ungeheißen in eine Lage bringen, die Gottes helfendes Ein-
greifen erfordert hätte, um ihn vor dem Tode zu bewahren. Er wollte
die Vorsehung nicht zwingen, zu seiner Rettung einzuschreiten, und
dadurch versäumen, den Menschen ein Beispiel des Vertrauens und
des Glaubensgehorsams zu geben.
Der Heiland erklärte Satan: „Wiederum steht auch geschrieben:
‚Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen.‘“
Matthäus 4,7
. Die-
se Worte sprach einst Mose zu den Israeliten, als sie in der Wüste
Durst litten und verlangten, daß Mose ihnen zu trinken gäbe, in-
dem sie riefen: „Ist der Herr unter uns oder nicht?“
2.Mose 17,7
.
Gott hatte wunderbar für sie gewirkt; dennoch zweifelten sie an
ihm, als Schwierigkeiten kamen. Sie verlangten einen Beweis, daß
Gott unter ihnen weilte. In ihrem Unglauben wollten sie ihn auf
die Probe stellen. Satan wollte den Heiland auch veranlassen, die
gleiche Sünde zu begehen. Gott hatte bereits bezeugt, daß Jesus sein
Sohn sei. Nun nochmals einen Beweis für die Sohnschaft Christi
zu fordern, war ein ungerechter Zweifel an Gottes Wort und eine
sündhafte Versuchung des Herrn. Dasselbe können wir sagen, wenn
wir um etwas beten, was Gottes Verheißung widerspricht. Es würde
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Mißtrauen bekunden; wir würden dadurch Gott auf die Probe stellen