Seite 153 - Das Leben Jesu (1973)

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In seinem Tempel
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den Tod des Heilandes zur Erlösung der Welt hin. Jene Opfer würden
ohne jeden Nutzen sein, sobald das große Ereignis geschehen wäre,
auf das sie seit Jahrhunderten vorausdeuteten.
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Der gesamte Zeremonial- und Kultdienst wies sinnbildlich auf
Christus hin und besaß deshalb ohne ihn keinen Wert. Als die Juden
ihre Verwerfung Christi besiegelten, indem sie ihn dem Tode über-
antworteten, verwarfen sie zugleich all das, was dem Tempel und
dem darin vollzogenen Dienst Bedeutung gab. Der Tempel war nicht
länger mehr heilig, er war dem Untergang geweiht. Von jenem Tage
an war der mit ihm verbundene Opfer- und Kultdienst bedeutungslos
geworden. Wie das Opfer des Kain, waren jene Opfer fortan nicht
Ausdruck des Glaubens an den Erlöser. Als sie Christus töteten,
zerstörten die Juden in Wahrheit ihren Tempel. Zur Stunde, da Chri-
stus verschied, zerriß der innere Vorhang des Tempels von oben bis
unten in zwei Hälften — ein Zeichen dafür, daß das einzigartige,
endgültige Opfer gebracht worden war und das ganze Opfersystem
damit für immer ein Ende gefunden hatte.
„In drei Tagen will ich ihn aufrichten.“
Johannes 2,19
. Mit dem
Tode des Heilandes schienen die Mächte der Finsternis die Ober-
hand gewonnen zu haben, und sie jubelten über ihren Triumph. Jesus
aber ging aus dem von Joseph von Arimathia überlassenen Grab als
Sieger hervor. „Er hat die Reiche und die Gewaltigen ihrer Macht
entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen Tri-
umph aus ihnen gemacht in Christus.“
Kolosser 2,15
. Auf Grund
seines Todes und seiner Auferstehung wurde er ein „Diener am Hei-
ligtum und an der wahren Stiftshütte, welche Gott aufgerichtet hat
und kein Mensch“.
Hebräer 8,2
. Menschen errichteten das israeli-
tische Heiligtum, sie bauten auch den jüdischen Tempel, doch das
Heiligtum droben im Himmel, von dem das irdische ein Abbild war,
wurde von keinem irdischen Baumeister erbaut. „Siehe, ein Mann,
sein Name ist Sproß ... er wird den Tempel Jehovas bauen, und
er wird Herrlichkeit tragen; und er wird auf seinem Throne sitzen
und herrschen und wird Priester sein auf seinem Throne.“
Sacharja
6,12.13 (EB)
.
Der auf Christus hinweisende Opferdienst verging; statt dessen
wurden die Augen der Menschen auf das wahre Opfer, das für die
Sünden der Welt gebracht worden war, gelenkt. Das irdische Prie-
stertum hörte auf; nun schauen wir auf zu Jesus, dem Mittler des