Seite 183 - Das Leben Jesu (1973)

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Kapitel 20: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder
seht ...“
Auf der Grundlage von
Johannes 4,43-54
.
Die Galiläer, die vom Passahfest zurückkehrten, berichteten über
die wunderbaren Werke Jesu. Das Urteil, das die Würdenträger in
Jerusalem über seine Taten fällten, bereitete ihm in Galiläa den Weg.
Viele Menschen beklagten den Mißbrauch, der mit dem Tempel
getrieben wurde, sowie die Habgier und Überheblichkeit der Prie-
ster. Sie hofften, daß dieser Mensch, der ihre Obersten in die Flucht
geschlagen hatte, der ersehnte Befreier sei. Jetzt erreichten sie Nach-
richten, die ihre größten Erwartungen zu bestätigen schienen. Es
wurde berichtet, daß der Prophet erklärt habe, er sei der Messias.
Aber die Bevölkerung von Nazareth glaubte nicht an ihn. Aus
diesem Grunde ging Jesus auf dem Wege nach Kana an der Stadt Na-
zareth vorüber. Der Heiland erklärte seinen Jüngern, daß ein Prophet
in seiner eigenen Heimat nichts gelte. Die Menschen bewerten den
Charakter von ihresgleichen nach dem, was sie selbst zu erkennen
fähig sind. Die Kurzsichtigen und weltlich Denkenden beurteilten
Jesus nach seiner niederen Herkunft, seiner einfachen Kleidung und
seiner täglichen Arbeit. Sie waren nicht imstande, die Reinheit jenes
Geistes zu würdigen, der von keiner Sünde befleckt war.
Die Nachricht von der Rückkehr Christi nach Kana verbreitete
sich bald über ganz Galiläa und brachte den Leidenden und Bedrück-
ten viel Hoffnung. In Kapernaum erregte diese Kunde die Aufmerk-
samkeit eines jüdischen Edelmannes, der in königlichen Diensten
stand und dessen Sohn offenbar an einer unheilbaren Krankheit litt.
Die Ärzte hatten ihn schon gänzlich aufgegeben. Als der Vater von
Jesus hörte, entschloß er sich, bei ihm Hilfe zu suchen. Das Kind
war sehr schwach, und er befürchtete, daß es seine Rückkehr nicht
mehr erleben werde. Dennoch wollte der Vater selbst zu Jesus gehen
und ihm seine Bitte vortragen. Er hoffte, mit seinem innigen Wunsch
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das Mitgefühl des großen Arztes zu finden.
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