Seite 24 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
Wären die Kinder Israel Gott treu geblieben, hätte er sein Ziel
erreichen und sie ehren und erhöhen können. Wären sie gehorsam
geblieben, so hätte er sie „zum höchsten über alle Völker“ gemacht,
„die er geschaffen hat“, und sie wären „gerühmt, gepriesen und
geehrt“ worden.
5.Mose 26,19
. Mose sagt: „Alle Völker auf Erden
werden sehen, daß über dir der Name des Herrn genannt ist, und
werden sich vor dir fürchten.“
5.Mose 28,10
. Wenn alle Völker
„diese Gebote hören“, müßten sie sagen: „Ei, was für weise und
verständige Leute sind das, ein herrliches Volk!“
5.Mose 4,6
. Weil
sie aber treulos waren, konnte Gottes Ziel nur durch ständige Trübsal
und Demütigung erreicht werden.
Sie wurden von Babylon unterjocht und unter die Heiden zer-
streut. Im Elend erneuerten viele ihren Glauben an den Bund mit
Gott. Als sie ihre Harfen an die Weiden zu Babel hingen und um den
heiligen Tempel, der verwüstet lag, Leid trugen (
Psalm 137,1-3
), da
ging von ihnen das Licht der Wahrheit aus, und sie verbreiteten die
Erkenntnis Gottes unter den Heiden. Die heidnischen Opferbräuche
waren ein Zerrbild des von Gott festgelegten Opferdienstes. Viele,
die es mit den heidnischen Bräuchen ernst nahmen, erfuhren durch
die Juden, was es mit dem von Gott vorgeschriebenen Opfer auf sich
hatte, und nahmen im Glauben die Verheißung eines Erlösers an.
Viele Verbannte erduldeten Verfolgung, nicht wenige büßten so-
gar ihr Leben ein, weil sie sich weigerten, den Sabbat zu mißachten
und an den heidnischen Festen teilzunehmen. Als die Götzendiener
angestachelt wurden, die Wahrheit auszulöschen, stellte der Herr
seine Diener vor Herrscher und Könige, damit diese und deren Unter-
tanen erleuchtet würden. Von Zeit zu Zeit wurden die gewaltigsten
Monarchen dazu gebracht, die Überlegenheit des Gottes zu verkün-
den, den ihre hebräischen Gefangenen anbeteten.
Durch die Babylonische Gefangenschaft wurden die Kinder Is-
rael wirksam von der Anbetung der Götzenbilder geheilt. In den
folgenden Jahrhunderten erduldeten sie die Unterdrückung durch
heidnische Feinde, bis sie zu der festen Überzeugung gelangten,
daß ihre Wohlfahrt vom Gehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes
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abhinge. Bei allzu vielen Juden beruhte dieser Gehorsam jedoch
nicht auf Liebe. Sie handelten aus selbstsüchtigen Beweggründen
und dienten Gott nur äußerlich, um dadurch zu nationaler Größe
zu gelangen. Daher wurden sie nicht zu einem Licht der Welt, son-