Seite 252 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
kein Echo in ihm. Er sieht nur den Sohn Gottes, er hört nur die
Stimme, die den Sterbenden Leben verkündet. Nun er sich zu Jesus
durchgedrückt hat, wirft er sich ihm zu Füßen und ruft: „Herr, so du
willst, kannst du mich wohl reinigen.“
Jesus erwiderte: „Ich will‘s tun; sei gereinigt!“
Matthäus 8,2.3
.
Dabei legte er seine Hand auf den Kranken. Sofort ging eine große
Veränderung in dem Aussätzigen vor: sein Fleisch wurde gesund,
seine Kraft belebte sich und seine Muskeln wurden fest. Die rauhe,
schuppige Hautoberfläche des Aussätzigen verschwand, und eine
gesunde Hautfarbe, gleich der eines wohlgenährten Kindes, stellte
sich ein.
Jesus befahl dem Mann, das an ihm vollzogene Wunder nicht
weiterzuberichten, sondern sich sofort mit einer Opfergabe zum Tem-
pel zu begeben. Eine solche Gabe wurde damals nur angenommen,
wenn die Priester eine Untersuchung des Opfernden vorgenommen
und ihn für völlig geheilt befunden hatten. So unwillig sie auch
dieser Aufgabe nachkommen mochten, sie konnten sich ihr nicht
entziehen.
Die Worte der Schrift zeigen, wie nachdrücklich der Heiland dem
Geheilten gebot, streng zu schweigen und dafür rasch zu handeln.
„Jesus bedrohte ihn und trieb ihn alsbald von sich und sprach zu ihm:
Siehe zu, daß du niemand davon sagest; sondern gehe hin und zeige
dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, was Mose geboten
hat, ihnen zum Zeugnis.“
Markus 1,43.44
. Hätten die Priester die
Einzelheiten der Heilung des Aussätzigen gekannt, dann würde ihr
Haß sie vielleicht dazu verleitet haben, ein ungerechtes Urteil zu
fällen. Jesus wünschte, daß der Geheilte sich im Tempel vorstellte,
ehe irgendwelche Gerüchte über das Wunder die Priester erreichten.
So allein konnte eine vorurteilsfreie Entscheidung gesichert und
dem geheilten Aussätzigen erlaubt werden, sich aufs neue mit seiner
Familie und seinen Freunden zu vereinen.
Christus hatte noch andere Absichten im Sinn, als er dem Mann
zu schweigen gebot. Der Heiland wußte, daß seine Feinde immer
darauf aus waren, seine Aufgabe zu behindern und die Leute ihm
abspenstig zu machen. Ihm war klar, daß sich andere von dieser
furchtbaren Krankheit Betroffene um ihn scharten, wenn die Heilung
jenes Leprakranken überall gerühmt würde. Dann aber wäre der
Vorwurf unvermeidlich, daß das Volk durch den Kontakt mit ihm
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