Seite 281 - Das Leben Jesu (1973)

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Kapitel 30: Die Erwählung der Zwölf
Auf der Grundlage von
Markus 3,13-19
;
Lukas 6,12-16
.
„Und er ging auf einen Berg und rief zu sich, welche er wollte,
und die gingen hin zu ihm. Und er ordnete zwölf, daß sie bei ihm
sein sollten und daß er sie aussendete, zu predigen.“
Markus 3,13.14
.
Es war unter den schützenden Bäumen am Bergabhang, in nur
geringer Entfernung vom Galiläischen Meer, da die Zwölf zum
Apostelamt berufen wurden; hier hielt Jesus auch die Bergpredigt.
Die Felder und Hügel waren seine Lieblingsstätten, und seine Lehren
wurden viel mehr unter freiem Himmel als im Tempel oder in den
Schulen verkündigt. Kein Gotteshaus hätte die Volksmenge fassen
können, die ihm folgte. Und doch lehrte er nicht nur aus diesem
Grund im Freien, sondern auch, weil eine große Liebe zur Natur in
ihm lebte. Jeder ruhige Ort der Andacht war ihm ein heiliger Tempel.
Unter den Bäumen von Eden erwählten sich die ersten Bewohner
der Erde ihr Heiligtum. Hier hatte Christus Umgang mit dem Vater
der Menschheit. Nachdem unsere ersten Eltern aus dem Paradies
verbannt worden waren, beteten sie Gott weiter auf dem Feld und in
Hainen an, und dort begegnete ihnen Christus mit seinem Evangeli-
um der Gnade. Es war Christus, der mit Abraham unter den Eichen
von Mamre sprach; mit Isaak, als dieser abends aufs Feld hinausging
zum Gebet; mit Jakob auf den Höhen bei Bethel; mit Mose inmitten
der Berge von Midian und mit dem jungen David, als dieser seine
Schafe hütete. Fünfzehnhundert Jahre lang verließen die Hebräer
auf Christi Anweisung hin jedes Jahr eine Woche lang ihre Heime
und machten sich Hütten aus grünen Zweigen von schönen Bäu-
men, Palmwedeln und Zweigen von Laubbäumen und Bachweiden.
3.Mose 23,40
.
Bei der Erziehung seiner Jünger zog sich Jesus gern aus der lau-
ten Stadt in die Ruhe der Felder und Höhen zurück. Das entsprach
der Lektion der Selbstverleugnung, die er seine Jünger lehren wollte.
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Während seines Dienstes pflegte er die Menschen unter dem blauen
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