Seite 282 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
Himmel, an grasreichen Hängen oder an der Küste des Sees um
sich zu sammeln. Hier konnte er, umgeben von den Werken seiner
eigenen Schöpfung, die Gedanken seiner Hörer vom Künstlichen
auf das Natürliche wenden. Im Wachstum und in der Entfaltung der
Natur offenbarten sich die Grundsätze seines Reiches. Wenn die
Menschen zu den Höhen Gottes aufsahen und die Wunderwerke
seiner Hand wahrnahmen, dann konnten sie wertvolle Lehren der
göttlichen Wahrheit lernen. Was Christus ihnen sagte, würden sie in
den Dingen der Natur wiederfinden. So geht es allen, die mit Chri-
stus im Herzen Feld und Wald durchstreifen. Sie werden sich von
einer heiligen Macht umgeben fühlen. Die Natur veranschaulicht die
Gleichnisse unseres Herrn und wiederholt seine Ratschläge. Durch
die Gemeinschaft mit Gott in der Natur wird der Geist erhoben, und
das Herz findet Ruhe.
Sein erster Schritt galt nun dem Bau einer Gemeinde, die ihn
nach seinem Scheiden auf dieser Erde vertreten sollte. Kein prächti-
ger Tempel stand ihnen zur Verfügung; doch der Heiland führte seine
Jünger nach dem stillen Ort, den er liebte. Hier verbanden sich in
ihrem Gemüt für immer die heiligen Erfahrungen jenes bedeutsamen
Tages mit dem gewaltigen Eindruck der Schönheit von Berg und Tal
und See.
Jesus berief seine Jünger, um sie als seine Zeugen auszusenden,
damit sie der Welt verkündigten, was sie von ihm gesehen und gehört
hatten. Ihr Dienst war der wichtigste, zu dem menschliche Wesen
je berufen wurden, und stand dem Dienst Christi am nächsten. Sie
sollten für die Errettung der Welt mit Gott wirken. Wie im Alten
Testament die zwölf Patriarchen als Vertreter Israels galten, so sollten
die zwölf Apostel die Evangeliumsgemeinde vertreten.
Der Heiland kannte den Charakter der von ihm erwählten Män-
ner; ihre Fehler und Schwächen lagen offen vor ihm. Er kannte die
Gefahren, durch die sie hindurchgehen, die Verantwortungen, die
auf ihnen ruhen würden, und er fühlte sich zu diesen Auserwählten
hingezogen. Allein auf dem Berge, nahe dem See Genezareth, ver-
brachte er die ganze Nacht im Gebet für sie, während sie am Fuß
des Berges schliefen. Mit dem Heraufdämmern des Morgens rief er
sie zu sich, um ihnen eine wichtige Botschaft zu übermitteln.
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Diese Jünger hatten Jesus bereits eine Zeitlang in seinem Wirken
geholfen. Johannes und Jakobus, Andreas und Petrus mit Philippus,