Seite 283 - Das Leben Jesu (1973)

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Die Erwählung der Zwölf
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Nathanael und Matthäus waren enger mit ihm verbunden gewesen
als die andern und hatten auch mehr von seinen Wundern gesehen.
Petrus, Jakobus und Johannes waren ihm besonders eng verbunden;
sie waren fast immer mit ihm zusammen, sahen seine Wunder und
hörten seine Worte. Johannes war noch inniger dem Herrn zugetan.
Er wurde als der bezeichnet, den Jesus liebhatte. Der Heiland liebte
sie alle; aber Johannes besaß das empfänglichste Gemüt, war der
jüngste von ihnen und öffnete Jesus sein Herz in kindlichem Vertrau-
en. Dadurch wurde die Verbindung mit Christus enger und inniger,
und er konnte die tiefsten geistlichen Lehren des Heilandes seinem
Volk mitteilen.
Als Haupt einer der Gruppen, die sich unter den Aposteln her-
ausgebildet hatten, steht der Name des Philippus. Er war der erste
Jünger, zu dem Jesus ausdrücklich sagte: „Folge mir!“ Philippus
stammte aus Bethsaida, der Stadt des Andreas und Petrus. Er hatte
der Lehre des Täufers gelauscht und dessen Ankündigung Christi als
des Lammes Gottes vernommen. Philippus suchte aufrichtig nach
der Wahrheit, aber es fiel ihm schwer, zu glauben. Obwohl er sich
Christus angeschlossen hatte, beweist die Art, wie er Nathanael von
ihm erzählte, daß er von der Göttlichkeit Jesu noch nicht völlig über-
zeugt war. Die Stimme vom Himmel hatte Christus als Sohn Gottes
verkündigt. Dennoch war er für Philippus noch „Jesus, Josephs Sohn
von Nazareth“.
Johannes 1,45
. Sein Mangel an Glauben zeigte sich
auch bei der Speisung der Fünftausend. Jesus wollte ihn prüfen mit
der Frage: „Wo kaufen wir Brot, daß diese essen?“
Johannes 6,5
.
Die Antwort des Philippus bekundete seinen Kleinglauben: „Für
zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht genug unter sie, daß ein
jeglicher ein wenig nehme.“
Johannes 6,7
. Jesus war bekümmert.
Obwohl Philippus seine Werke gesehen und seine Kraft verspürt
hatte, mangelte es ihm an Glauben. Als die Griechen Philippus nach
Jesus fragten, ergriff er nicht die Gelegenheit, sie mit dem Heiland
bekannt zu machen, sondern ging zu Andreas. Auch die Worte des
Philippus in den letzten Stunden vor der Kreuzigung waren geeignet,
den Glauben zu entmutigen. Thomas sprach zu Jesus: „Herr, wir
wissen nicht, wo du hingehst; und wie können wir den Weg wis-
sen?“ Der Herr antwortete: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und
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das Leben ... Wenn ihr mich kenntet, so kenntet ihr auch meinen
Vater.“ Philippus erwiderte zweifelnd: „Herr, zeige uns den Vater,