Seite 313 - Das Leben Jesu (1973)

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Kapitel 33: Wer sind meine Brüder?
Auf der Grundlage von
Matthäus 12,22-50
;
Markus 3,20-35
.
Die Söhne Josephs waren weit davon entfernt, mit dem Wirken
Jesu einverstanden zu sein. Was sie über sein Leben und Tun hörten,
erfüllte sie mit Verwunderung und Bestürzung. Ganze Nächte ver-
bringe er im Gebet, so hieß es, und tagsüber bedrängten ihn große
Scharen von Menschen, so daß er nicht einmal Zeit zum Essen fände.
Seine Freunde meinten, daß er sich durch sein Übermaß an Arbeit
Schaden zufügen könnte. Für Jesu Verhalten den Pharisäern gegen-
über fanden sie keine Erklärung, und manche befürchteten sogar,
daß sein Verstand verwirrt werden könnte.
All dies erfuhren seine Brüder — auch die Beschuldigung der
Pharisäer, Jesus treibe böse Geister durch die Macht Satans aus. Sie
fühlten in starkem Maße Schande über sich kommen, weil sie mit
ihm verwandt waren. Sie wußten, was für Aufsehen seine Worte und
Taten erregten. Nicht nur seine freimütigen Äußerungen machten
sie äußerst besorgt; sie waren auch entrüstet, wie er die Schriftge-
lehrten und Pharisäer anklagte. Sie kamen zu der Überzeugung, daß
er von ihnen überredet oder gezwungen werden müsse, diese Hand-
lungsweise aufzugeben. Deshalb veranlaßten sie Maria, sie darin zu
unterstützen. Um seiner Liebe willen zu ihr, so dachten sie, könnten
sie ihn dahin bringen, sich vorsichtiger zu verhalten.
Kurz vorher hatte Jesus zum zweiten Mal das Wunder einer
Besessenenheilung an einem blinden und stummen Mann vollbracht.
Sofort wiederholten die Pharisäer ihre Anklage: „Er treibt die bösen
Geister aus durch ihren Obersten.“
Matthäus 9,34
. Christus erwiderte
ihnen deutlich: Wenn sie das Wirken des Heiligen Geistes Satan
zuschrieben, trennten sie sich selbst von der Segensquelle. Wer
gegen Jesus gesprochen habe, weil er dessen göttliche Herkunft nicht
erkannte, könne Vergebung erhalten; denn der Heilige Geist vermag
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ihn dahin zu bringen, seinen Irrtum einzusehen und zu bereuen. Für
jede Art von Sünde gilt; Reue und Glauben haben zur Folge, daß die
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