Seite 356 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
beständig auf Jesus zu blicken, um zu erkennen, daß es seine Kraft
ist, die alles schafft. Während wir eifrig für das Heil der Verlorenen
wirken sollen, müssen wir uns Zeit lassen, um nachzudenken, um zu
beten und das Wort Gottes zu betrachten; denn nur die unter anhal-
tendem Gebet ausgeführte und durch das Verdienst Christi geheiligte
Arbeit wird am Ende zum Guten wirken.
Kein Leben war mehr erfüllt von Arbeit und Verantwortlichkeit
als das Leben Jesu. Und doch, wie oft finden wir ihn im Gebet! Wie
beständig war seine Verbindung mit Gott! Immer wieder lesen wir in
seiner Lebensgeschichte Berichte wie diese: „Und des Morgens vor
Tage stand er auf und ging hinaus. Und er ging an eine einsame Stätte
und betete daselbst.“
Markus 1,35
. „Es kam viel Volks zusammen,
daß sie hörten und durch ihn gesund würden von ihren Krankheiten,
Er aber entwich in die Wüste und betete.“
Lukas 5,15.16
. „Es begab
sich aber zu der Zeit, daß er auf einen Berg ging, zu beten; und er
blieb über Nacht im Gebet zu Gott.“
Lukas 6,12
.
In seinem Leben, das ganz dem Wohl anderer geweiht war, hielt
der Heiland es für notwendig, den Trubel der Reisewege und die ihm
Tag für Tag nachfolgende Menge zu meiden, seine Aufgabe und die
Berührung mit der menschlichen Not manchmal zu unterbrechen,
die Zurückgezogenheit zu suchen und eine ungestörte Gemeinschaft
mit dem Vater zu pflegen. Eins mit uns, als Teilhaber unserer Nö-
te und Schwachheiten, war er ganz von Gott abhängig und suchte
überall in der einsamen Natur im Gebet göttliche Kraft, um den
kommenden Pflichten und Schwierigkeiten gewachsen zu sein. In
einer Welt der Sünde ertrug Jesus seelische Kämpfe und Qualen;
in der Gemeinschaft mit Gott aber entledigte er sich aller ihn fast
erdrückenden Lasten und fand Trost und Freude.
Christus brachte die Sehnsucht der Menschen zu dem Vater des
Erbarmens. Als Mensch flehte er vor dem Thron Gottes, bis sein
Menschsein von göttlichem Wesen durchdrungen war. Durch die
beständige Gemeinschaft empfing er Leben von Gott, um es der Welt
mitzuteilen. Das muß auch unsere Erfahrung sein.
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„Geht ... an einen einsamen Ort“, sagt der Heiland auch uns.
Markus 6,31 (Bruns)
. Würden wir stets an dieses Wort denken,
könnten wir bestimmt stärker und nützlicher wirken. Die Jünger
suchten Jesus, um ihm alles Erlebte mitzuteilen, und er ermutigte und
belehrte sie. Wenn wir uns heute die Zeit nähmen, zu Jesus gingen