Seite 376 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
kannten die Leute ihn alsbald und liefen im ganzen Land umher und
hoben an, die Kranken umherzutragen auf Betten, wo sie hörten, daß
er war“.
Markus 6,54.55
.
Nach einiger Zeit ging er in die Synagoge. Dort fanden ihn die
Leute, die aus Bethsaida gekommen waren, und erfuhren, wie er den
See überquert hatte. Die Jünger erzählten der staunenden Menge
in allen Einzelheiten von der Heftigkeit des Sturms, dem stunden-
langen fruchtlosen Rudern gegen widrige Winde, der Erscheinung
des auf dem Wasser wandelnden Christus, von der Furcht, in die sie
dadurch gerieten, und wie Christus sie beruhigte, von dem Wagnis
des Petrus, dessen Ausgang und wie plötzlich der Sturm aufhörte,
so daß das Boot anlegen konnte. Viele aber, die mit diesem Bericht
nicht zufrieden waren, sammelten sich um Jesus und fragten ihn:
„Rabbi, wann bist du hergekommen?“
Johannes 6,25
. Sie hofften,
noch einmal von ihm selbst eine Schilderung des Wunders zu hören.
Jesus aber befriedigte ihre Neugier nicht. Traurig erwiderte er:
„Ihr suchet mich nicht darum, daß ihr Zeichen gesehen habt, son-
dern weil ihr von dem Brot gegessen habt und seid satt geworden.“
Johannes 6,26
. Sie suchten ihn nicht aus achtbaren Beweggründen.
Das Brot hatte sie gesättigt, und nun erwarteten sie, weitere irdische
Wohltaten zu empfangen, wenn sie sich an ihn hielten. Der Heiland
aber beschwor sie: „Verschafft euch doch nicht die Speise, die ver-
gänglich ist, sondern die Speise, die für das ewige Leben vorhält.“
Johannes 6,27 (Menge)
. Mit anderen Worten: Trachtet nicht nur nach
irdischem Gewinn! Laßt es nicht euer Hauptanliegen sein, für das
diesseitige Leben zu sorgen, sondern strebt nach geistlicher Speise,
das heißt, nach jener Weisheit, die bis ins ewige Leben fortwirkt und
die allein der Sohn Gottes schenken kann; „denn Gott, der Vater, hat
ihn dazu ermächtigt“.
Johannes 6,27 (GN)
.
Augenblicklich war das Interesse der Hörer geweckt. Sie riefen
aus: „Was sollen wir tun, daß wir Gottes Werke wirken?“
Johannes
6,28
. Sie hatten vieles und Schweres geleistet, um sich vor Gott
angenehm zu machen. Bereitwillig hätten sie jeder neuen Vorschrift
zugestimmt, durch deren Befolgung sie sich ein größeres Verdienst
verschaffen konnten. Ihre Frage bedeutete eigentlich: Was sollen
wir tun, um uns den Himmel zu verdienen? Welchen Preis müssen
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wir zahlen, um das künftige Leben zu erlangen?