Seite 39 - Das Leben Jesu (1973)

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„Euch ist heute der Heiland geboren“
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Opfer des Heilandes, der den Himmelsthron mit der Krippe und
die Gesellschaft der anbetenden Engel mit jener der Tiere im Stall
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vertauschte. Tief beschämt stehen vor ihm der Stolz und der Eigen-
dünkel der Menschen. Die armselige Geburt des Heilandes war erst
der Anfang seiner außerordentlichen Erniedrigung. Hätte der Sohn
Gottes Menschengestalt angenommen, als Adam noch unschuldig
im Paradiese lebte, dann schon wäre solche Tat eine geradezu unbe-
greifliche Herablassung gewesen; nun aber kam Jesus auf die Erde,
nachdem das Menschengeschlecht bereits durch vier Jahrtausende
im Dienst der Sünde geschwächt worden war. Und dennoch nahm er
wie jeder andere die Folgen auf sich, die das unerbittliche Gesetz der
Vererbung zeitigte. Das Erleben seiner irdischen Vorfahren lehrt uns,
worin diese Folgen bestanden. Mit einem solchen Erbteil belastet,
teilte er unsere Nöte und Versuchungen und gab uns das Beispiel
eines sündlosen Lebens.
Satan hatte Christus im Himmel wegen seiner Stellung vor Gott
gehaßt. Dieser Haß steigerte sich, als er entthront wurde. Er haßte
den, der es auf sich nahm, ein Geschlecht von Sündern zu erlösen.
Dennoch sandte Gott seinen Sohn in diese Welt, über die Satan zu
herrschen begehrte, er sandte ihn als ein hilfloses, aller menschlichen
Schwachheit unterworfenes Kindlein. Er erlaubte ihm, sich zusam-
men mit jeder Menschenseele den Gefahren des Lebens auszusetzen
und, wie jedes andere Menschenkind auch, den Lebenskampf zu
führen — mit dem Wagnis, zu versagen und auf ewig verlorenzuge-
hen.
Ein menschlicher Vater ist herzlich besorgt um seinen Sohn.
Wenn er seinem Kind ins Auge schaut, so erzittert er bei dem Ge-
danken an die Gefahren, die das Leben mit sich bringt. Er möchte
seinen Liebling vor der Gewalt Satans bewahren und Anfechtung
und Kampf von ihm fernhalten. Gott aber sandte seinen eingebore-
nen Sohn in einen viel heißeren Kampf und in bedeutend größere
Gefahren, damit unseren Kleinen der Pfad zum Leben gesichert wür-
de. „Darin steht die Liebe: nicht, daß wir Gott geliebt haben, sondern
daß er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für
unsre Sünden.“
1.Johannes 4,10
. Darüber wundere dich, o Himmel,
und staune, o Erde!
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