Seite 426 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
glaube; hilf meinem Unglauben!“
Markus 9,24
. Du kannst niemals
verderben, wenn du so handelst, und wirst nimmer verzagen!
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In kurzer Zeit haben die drei Jünger die höchste Herrlichkeit,
aber auch die tiefste Erniedrigung gesehen. Sie sahen den Menschen,
verklärt in Gottes Ebenbild und entartet zur Ähnlichkeit Satans. Sie
haben Jesus von dem Berge, wo er mit den himmlischen Boten ge-
sprochen hat und wo er von der Stimme aus der strahlenden Herrlich-
keit als der Sohn Gottes anerkannt worden ist, herabsteigen sehen,
um jenem schmerzlichen und abstoßenden Schauspiel zu begegnen,
jenem besessenen Knaben mit den verzerrten Gesichtszügen und
den in krampfartigem Schmerz knirschenden Zähnen, dem keine
menschliche Macht Befreiung bringen konnte. Und nun beugt sich
dieser mächtige Erlöser, der noch vor kurzer Zeit verklärt vor den
verwunderten Jüngern stand, zu dem Opfer Satans herab, das sich
in Krämpfen vor ihm windet, um es aufzurichten und an Leib und
Seele gesund seiner Familie zurückzugeben.
An diesem Beispiel wurde das Erlösungsgeschehen verdeutlicht.
Der Göttliche, der noch von der Herrlichkeit seines himmlischen
Vaters erfüllt ist, beugt sich herab, um das Verlorene zu retten. Es
veranschaulichte auch die Aufgabe der Apostel. Ihr Leben sollte
sich nicht nur in der Gemeinschaft Jesu auf dem Bergesgipfel, nicht
nur in Stunden geistlicher Erleuchtung, sondern auch in der Arbeit
für die verlorenen Seelen erfüllen. Die Jünger mußten lernen, daß
Menschen, die unter der Gewalt Satans stehen, auf das Evangelium
und auf ihre Fürbitte warten, um wieder frei zu werden.
Die neun Jünger dachten immer noch an ihre bittere Niederlage.
Sobald sie mit ihrem Herrn allein waren, fragten sie ihn: „Warum
konnten wir ihn nicht austreiben?“ Jesus antwortete ihnen: „Um
eures Kleinglaubens willen. Denn ich sage euch wahrlich: Wenn ihr
Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge:
Hebe dich von hinnen dorthin! so wird er sich heben; und euch wird
nichts unmöglich sein. Aber diese Art fährt nur aus durch Beten und
Fasten.“
Matthäus 17,19-21
. Ihr Unglaube, der ihnen ein tieferes
Mitgefühl mit Jesus verwehrte, und die Oberflächlichkeit, mit der
sie die ihnen anvertraute heilige Aufgabe betrachteten, verursachten
ihre Niederlage im Kampf mit den Mächten der Finsternis.
Jesu Worte über sein Leiden und Sterben hatten Trauer und auch
Zweifel in den Jüngern erweckt; die Erwählung der drei Jünger