Seite 430 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
ihres Königs Steuern zahlen müssen, sind die Kinder des Monarchen
davon befreit. Genauso sollte Israel, das erklärte Volk Gottes, den
Dienst für ihn unterhalten. Jesus aber war als Sohn Gottes dazu nicht
verpflichtet. Wenn Priester und Leviten wegen ihrer Bindung an den
Tempel von der Zahlung befreit waren, so erst recht Jesus, für den
der Tempel das Haus seines Vaters war.
Hätte Jesus die Steuer widerspruchslos gezahlt, dann würde er
die Richtigkeit der Forderung anerkannt und dadurch die eigene
Göttlichkeit geleugnet haben. Er hielt es für richtig, diesem Begehren
entgegenzutreten, und lehnte deshalb die Forderung ab, auf der es
beruhte. Dadurch, wie er für die Zahlung sorgte, gab er Kunde von
seiner Göttlichkeit. Es wurde offenbar, daß er mit Gott eins war. Da
er somit kein Untertan des Reiches war, brauchte er auch nichts zu
zahlen.
„Gehe hin an das Meer“, wies Jesus Petrus an, „und wirf die
Angel, und den ersten Fisch, der heraufkommt, den nimm; und wenn
du sein Maul aufmachst, wirst du ein Zweigroschenstück finden; das
nimm und gib‘s ihnen für mich und dich.“
Matthäus 17,27
.
Obwohl Christus seine Gottheit in ein menschliches Gewand
gehüllt hatte, offenbarte dieses Wunder doch seine Herrlichkeit. Es
war offensichtlich, daß er es war, der durch David erklärt hatte:
„Alles Wild im Walde ist mein und die Tiere auf den Bergen zu
Tausenden. Ich kenne alle Vögel auf den Bergen; und was sich regt
auf dem Felde, ist mein. Wenn mich hungerte, wollte ich dir nicht
davon sagen; denn der Erdkreis ist mein und alles, was darauf ist.“
Psalm 50,10-12
.
Als Jesus deutlich machte, daß er die Steuer nicht zu zahlen
brauche, ließ er sich deswegen nicht auf einen Streit mit den Juden
ein. Sie hätten doch nur seine Worte falsch ausgelegt und gegen ihn
gekehrt. Um dadurch, daß er nicht zahlte, keinen Anstoß zu erregen,
tat er das, was von Rechts wegen nicht von ihm verlangt werden
konnte. Diese Lehre sollte für seine Jünger von großem Wert sein,
denn bald würde ein deutlicher Wandel in ihrer Beziehung zum Tem-
peldienst eintreten. Christus aber lehrte sie, sich nicht unnötig gegen
die bestehende Ordnung zu wenden. Soweit als möglich sollten sie
keinerlei Anlaß bieten, daß ihr Glaube mißdeutet werden konnte.
Christen sollten zwar keinen einzigen Grundsatz der Wahrheit auf-
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