Seite 429 - Das Leben Jesu (1973)

Basic HTML-Version

Wer ist der Größte?
425
des Heilandes zu den Gesetzen der Rabbiner und sein deutlicher
Tadel für die Verteidiger der Tradition lieferte einen Vorwand für die
Anschuldigung, er trachte danach, den Tempeldienst umzustoßen.
Nun sahen seine Feinde eine günstige Gelegenheit, ihn in Verruf zu
bringen. In dem Mann, der die Tempelsteuer erhob, fanden sie einen
bereitwilligen Verbündeten.
Petrus hielt die Frage des Steuereinnehmers für eine Unterstel-
lung, die Christi Treue zum Tempel berührte. Eifrig auf die Ehre
seines Meisters bedacht, antwortete er rasch, ohne erst zu fragen,
daß Jesus die Steuer bezahlen werde.
Petrus verstand jedoch nur teilweise die Absicht des Fragestel-
lers. Es gab nämlich einige Volksschichten, die von der Tempelsteu-
er befreit waren. Als zur Zeit Moses die Leviten zum Dienst am
Heiligtum ausgesondert wurden, erhielten sie unter dem Volk kein
Erbteil. Der Herr sagte: „Darum haben die Leviten noch kein Erbteil
und kein Besitztum. Der Herr selbst ist ihr Erbteil.“
5.Mose 10,9
(Bruns)
. Noch in den Tagen Christi galten die Priester und Leviten
als besonders geweiht für den Tempeldienst. Sie brauchten deshalb
keinen Jahresbeitrag für den Tempelunterhalt zu entrichten. Auch
die Propheten waren davon befreit. Indem die Rabbiner den Tempel-
groschen von Jesus forderten, übergingen sie seinen Anspruch, ein
Prophet oder Lehrer zu sein, und behandelten ihn wie einen gewöhn-
lichen Sterblichen. Hätte er sich geweigert, die Steuer zu entrichten,
so hätte man das als Untreue dem Tempel gegenüber ausgelegt, wäh-
rend andererseits die Bezahlung der Steuer als Rechtfertigung dafür
gegolten hätte, daß sie Jesus als Prophet verwarfen.
Erst kurz zuvor war Jesus von Petrus als Sohn Gottes anerkannt
worden; nun aber hatte dieser eine günstige Gelegenheit verpaßt,
das Wesen seines Meisters darzulegen. Durch seine Antwort an den
Steuereinnehmer, daß Jesus den Beitrag bezahlen werde, hatte er in
der Tat die falsche Vorstellung von ihm bekräftigt, die Priester und
Obere in Umlauf setzen wollten.
Als Petrus heimkam, spielte der Heiland nicht auf das an, was
vorgefallen war, sondern fragte ihn: „Was meinst du, Simon? Von
wem nehmen die Könige auf Erden Zoll oder Steuer: von ihren
Kindern oder von den Fremden?“ Petrus antwortete: „Von den Frem-
den.“ Jesus entgegnete ihm: „So sind die Kinder frei.“
Matthäus
[429]
17,25.26
. Während die Bürger eines Landes für den Lebensunterhalt