Seite 479 - Das Leben Jesu (1973)

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Der gute Hirte
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Obgleich er in die Gegenwart Gottes aufgefahren ist und den
Thron des Weltalls mit seinem Vater teilt, hat er doch nichts von
seinem barmherzigen Wesen verloren. Noch heute steht sein treues,
mitfühlendes Herz dem Weh und Schmerz der Welt offen; noch
heute ist seine durchbohrte Hand segnend ausgestreckt über seine
Kinder in aller Welt. „Sie werden nimmermehr umkommen, und
niemand wird sie aus meiner Hand reißen.“
Johannes 10,28
. Die
Seele, die sich Jesus Christus anvertraut hat, bedeutet ihm mehr als
die ganze Welt. Er hätte alle Schmerzen und Leiden auf Golgatha
erduldet, um nur einen Menschen für sein Reich zu retten. Nie wird
er eine Seele verlassen, für die er gestorben ist, es sei denn, daß sie
sich selbst von ihm trennt.
Durch alle Anfechtungen hindurch haben wir in Christus einen
nie versagenden Helfer. Er steht uns bei in unseren Nöten und Kämp-
fen gegen Versuchungen und gegen das Böse, und er hilft uns, wenn
wir von Sorgen und Schmerzen niedergedrückt sind. Können ihn
unsere Augen jetzt auch nicht sehen, so vernimmt doch das Ohr
des Glaubens seine Stimme, die da spricht: „Fürchte dich nicht!
Ich bin ... der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig
von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel der Hölle und des
Todes.“
Offenbarung 1,17.18
. Ich habe deinen Kummer getragen,
deine Kämpfe durchlebt und deine Versuchungen erduldet; ich ver-
stehe deine Tränen, die auch ich geweint habe; ich kenne den Gram,
der dir tief im Herzen brennt und den kein Mensch dir nehmen kann.
Glaube nicht, du seiest einsam und verlassen. Bringt dein Schmerz
keine Saite in irgendeines Menschen Herz zum klingen, blick auf
mich und lebe! „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen,
aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines
Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.“
Jesaja
54,10
.
Wie sehr auch ein Hirte seine Herde lieben mag, mehr noch liebt
er seine Söhne und Töchter. Jesus ist nicht nur unser Hirte, er ist
unser „Ewig-Vater“ und bekennt: „Ich bin der gute Hirte und kenne
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die Meinen und bin bekannt den Meinen, wie mich mein Vater kennt
und ich kenne den Vater.“
Johannes 10,14.15
. Welch eine Fürsorge
des eingeborenen Sohnes, „der wie kein anderer mit dem Vater
verbunden ist“ (
Johannes 1,18, Bruns
) und dem Gott erklärt hat, daß
er der Mann sei, der ihm am nächsten stünde!
Sacharja 13,7
. Das