Seite 483 - Das Leben Jesu (1973)

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Die letzte Reise von Galiläa
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wollten. In Gottes erhabenem Plan war die Stunde bestimmt, da sich
Christus für die Sünden der Menschheit opfern mußte. Nun sollte
diese Stunde bald schlagen. Er wollte nicht matt werden noch verza-
gen. Seine Schritte waren nach Jerusalem gewandt, wo seine Feinde
schon lange darauf warteten, seinem Leben ein Ende zu machen;
jetzt würde es bald soweit sein. „Stracks“ ging er der Verfolgung,
Verleugnung, Verwerfung, Verurteilung und dem Tode entgegen.
„Er sandte Boten vor sich hin; die gingen hin und kamen in ein
Dorf der Samariter, daß sie ihm Herberge bestellten.“
Lukas 9,52
.
Die Samariter aber nahmen ihn nicht auf, weil er sich auf dem Wege
nach Jerusalem befand. Sie glaubten daraus zu ersehen, daß Christus
die ihnen tief verhaßten Juden höher achtete als sie selbst. Wäre
er gekommen, um den Tempel und die Anbetung auf dem Berge
Garizim wiederherzustellen, so würden sie ihn mit großer Freude
aufgenommen haben; aber er war auf dem Wege nach Jerusalem,
darum wollten sie ihm keine Gastfreundschaft erweisen. Wie wenig
erkannten sie, daß sie die beste Gabe des Himmels von sich wiesen!
Jesus bat Menschen, ihn aufzunehmen, er bat sie um Gunsterwei-
sungen von ihrer Hand, damit er ihnen nahekommen könnte, um
sie reich zu segnen. Jede ihm bezeugte Liebestat vergalt er durch
eine viel wertvollere Gnadengabe; aber all das ließen die Samariter
wegen ihrer Voreingenommenheit und wegen ihres blinden Eifers
außer acht.
Die von Christus gesandten Boten Jakobus und Johannes ärger-
ten sich sehr über den ihrem Herrn angetanen Schimpf, ja, sie waren
empört, weil die Samariter, denen der Besuch Jesu eine Auszeich-
nung hätte sein müssen, ihn so grob behandelt hatten. Erst kürzlich
waren sie mit ihm auf dem Verklärungsberg gewesen und hatten
ihn von Gott verherrlicht und von Mose und Elia geehrt gesehen.
Nun meinten sie, daß die Mißachtung Jesu durch die Samariter nicht
ohne strenge Strafe bleiben sollte.
Sie kamen zu Jesus, wiederholten die Worte der Samariter und
berichteten, daß jene sich sogar geweigert hätten, ihm für eine Nacht
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Obdach zu gewähren. Sie sahen in dieser Handlungsweise ein großes
Unrecht an dem Herrn, so daß sie angesichts des sich in einiger Ent-
fernung erhebenden Berges Karmel, auf dem Elia einst die falschen
Propheten erschlagen hatte, ausriefen: „Herr, willst du, so wollen
wir sagen, daß Feuer vom Himmel falle und verzehre sie, wie auch