Seite 515 - Das Leben Jesu (1973)

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„Eines fehlt dir“
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heißt, den Himmel zu begehren und sich dennoch abzuwenden, weil
sie die geforderten Bedingungen nicht erfüllen wollen. Denkt daran,
was es bedeutet, Christus ein Nein entgegenzuhalten. Der Jüngling
sagte: Ich kann dir nicht alles geben! Sprechen wir auch so? Der
Heiland will sich mit uns in die gegebene Aufgabe teilen. Er bietet
uns an, die von Gott verliehenen Mittel zu gebrauchen, um sein Werk
in der Welt voranzutreiben. Allein auf diesem Wege vermag er uns
zu retten.
Sich mit den ihm anvertrauten Gütern als treuer Haushalter zu
erweisen, war dem reichen Jüngling bestimmt. Er sollte sie zum
Segen der Bedürftigen verwenden. Ebenso schenkt Gott heute den
Menschen Mittel und Fähigkeiten und gibt ihnen Gelegenheiten,
seine Helfer zu sein bei der Betreuung der Armen und Leidenden.
Wer die ihm anvertrauten Gaben so verwendet, wie Gott es bestimmt,
wird ein Mitarbeiter des Heilandes. Er gewinnt Seelen für Christus,
weil er das Wesen seines Meisters in sich selbst verkörpert.
Denen, die — gleich dem Jüngling — eine hohe Vertrauensstel-
lung bekleiden und große Besitztümer ihr eigen nennen, scheint das
Opfer, alles aufzugeben, um Christus nachzufolgen, zu groß zu sein.
Doch gerade das ist der Maßstab für alle, die seine Jünger werden
wollen. Mangelnder Gehorsam kann nicht angenommen werden.
Selbstaufgabe ist der Kern der Lehren des Heilandes. Häufig sind
diese mit Worten dargelegt und eingeschärft, die gebieterisch schei-
nen, weil es keinen anderen Weg gibt, Menschen zu retten, als jene
„Dinge“ fortzuwerfen, die — wenn man sie hegt — den ganzen
Menschen verderben.
Indem Christen dem Herrn das Seine zurückgeben, sammeln sie
sich einen Schatz, den sie empfangen werden, wenn sie die Worte
hören: „Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem
getreu gewesen, ich will dich über viel setzen; gehe ein zu deines
Herrn Freude!“
Matthäus 25,23
. „Darum also wollen auch wir ...
hinblicken auf den Anfänger und Vollender des Glaubens, Jesus, der,
um die vor ihm liegende Freude zu erlangen, das Kreuz erduldete,
die Schande geringachtete und sich zur Rechten des Thrones Gottes
gesetzt hat.“
Hebräer 12,2 (Zürcher)
. Die Freude, Seelen erlöst und
für immer gerettet zu sehen, ist der Lohn derer, die in den Fußspuren
Jesu wandeln, der gesagt hat: „Folge mir nach!“
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