Seite 618 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
Sohn in die Erde gelegt werden, sterben und begraben werden, um
wiederum zu leben.
Christus sprach über seine Zukunft; dabei stütze er sich auf
Beispiele aus der Natur, damit die Jünger verstehen sollten, daß die
wahre Frucht seines Werkes nur durch seinen Tod reifen konnte.
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in
die Erde fällt und erstirbt, so bleibt‘s allein; wenn es aber erstirbt,
so bringt es viel Frucht.“
Johannes 12,24
. Wenn das Weizenkorn
in die Erde fällt und stirbt, geht es auf und bringt seine Frucht. So
würde auch der Tod Christi Frucht tragen für das Reich Gottes. In
Übereinstimmung mit den Gesetzmäßigkeiten des Pflanzenreiches
ist das Leben die Frucht des Todes Christi.
Ein Landmann ist sich dieses natürlichen Vorganges stets bewußt.
Jahr für Jahr bewahrt er sich einen Kornvorrat, indem er scheinbar
den ausgesuchtesten Teil wegwirft. Eine Zeitlang muß das Korn
im Acker verborgen werden, wo der Herr selbst es bewacht. Dann
erst sprießt der Halm; die Ähre bildet sich und in ihr schließlich die
Frucht. Diese Entwicklung aber geschieht erst, wenn das Korn —
unseren Augen entzogen — in der Erde verborgen wird und damit
anscheinend verlorengeht.
Die ausgestreute Saat bringt Frucht, die dann aufs neue der Erde
anvertraut wird. Auf diese Weise wird die Ernte ständig verviel-
fältigt. So bringt auch Christi Tod Frucht zum ewigen Leben. Den
Menschen, die dank des Opfers Christi ewig leben werden, wird das
Nachsinnen über das für sie gebrachte Opfer Herrlichkeit bedeuten.
Das Weizenkorn, das sein eigenes Leben behält, kann keine
Frucht bringen; es wird allein bleiben. Christus konnte sich, wenn
er wollte, vor dem Tod bewahren; dann würde er aber auch allein
bleiben müssen und könnte nicht Söhne und Töchter zu Gott bringen.
Nur durch die Dahingabe seines Lebens konnte er der Menschheit
Leben schenken; nur dadurch, daß er in die Erde sank und starb,
konnte er der Same jener reichen Ernte werden, die aus allen Völ-
kern, Geschlechtern, Sprachen und Zungen für Gott erkauft wird.
Mit dieser Wahrheit verbindet der Herr die Lehre von der Selbst-
aufopferung, die alle lernen sollten: „Wer sein Leben liebhat, der
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wird‘s verlieren; und wer sein Leben auf dieser Welt hasset, der
wird‘s erhalten zum ewigen Leben.“
Johannes 12,25
. Jeder, der als
Mitarbeiter Christi Frucht bringen will, muß erst in die Erde fallen