Seite 633 - Das Leben Jesu (1973)

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Auf dem Ölberg
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Die Welt befindet sich ganz und gar in Aufruhr. Die Zeichen
der Zeit sind unheilvoll, und kommende Ereignisse werfen ihre
Schatten voraus. Der Geist Gottes zieht sich von der Erde immer
mehr zurück. Schlag auf Schlag folgen Katastrophen zu Wasser und
zu Lande: Stürme, Erdbeben, Riesenbrände, Überschwemmungen
und Gewalttaten aller Art. Wer weiß, was die Zukunft birgt? Wo ist
Sicherheit zu finden? Weder bei Menschen noch sonstwo auf Erden
gibt es Geborgenheit. Eilig scharen sich die Menschen unter das von
ihnen erwählte Banner und harren voller Unruhe der Handlungen
ihrer Führer. Daneben aber gibt es auch jene anderen Menschen,
die das Erscheinen ihres Herrn wachsam erwarten und sich dafür
einsetzen. Wieder eine andere Gruppe reiht sich unmittelbar in das
Kommando des ersten und obersten Abtrünnigen ein. Nur wenige
glauben von Herzen daran, daß wir eine Hölle zu fürchten und einen
Himmel zu gewinnen haben.
So kommt die Entscheidung allmählich immer näher. Noch
scheint die Sonne im Himmelszelt, noch kreist sie auf ihrer Bahn,
noch erzählen die Himmel des Ewigen Ehre. Die Menschen essen
und trinken, pflanzen und bauen, freien und lassen sich freien; sie
handeln und schachern und rempeln einander aus dem Wege, um
den höchsten Platz zu gewinnen. Vergnügungssüchtige füllen die
Theater, Rennbahnen und Spielhöllen; überall herrscht das unruhige
Hasten und Treiben der Welt. Die Gnadenzeit neigt sich dem Ende
zu, und das Schicksal des einzelnen wird dann auf ewig entschieden
sein. Satan sieht, daß seine Zeit bemessen ist; er setzt alle seine
Kräfte und Möglichkeiten ein, um die Menschen zu täuschen, irre-
zuführen, zu fesseln und zu bezaubern, bis die Gnadenzeit vorüber
ist und die Tür der Barmherzigkeit sich für immer geschlossen hat.
Ernst und feierlich klingen die warnenden Worte des Herrn, die
er einst auf dem Ölberg sprach, durch die Jahrhunderte an unser
Ohr: „Hütet euch aber, daß eure Herzen nicht beschwert werden
mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung und dieser
Tag nicht schnell über euch komme ... So seid nun wach allezeit
und betet, daß ihr stark werden möget, zu entfliehen diesem allem,
was geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn.“
Lukas
21,34.36
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