Seite 759 - Das Leben Jesu (1973)

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„Es ist vollbracht!“
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Gottes Grundsätze sind andere. Seine Macht stützt sich auf Güte,
Gnade und Liebe. Diese Eigenschaften sollen nach seinem Willen
zur Anwendung kommen. Gottes Regierung ist vorbildlich; Wahrheit
und Liebe sollen die vorherrschenden Kräfte sein.
Es lag in Gottes Absicht, alle Dinge auf eine ewige, sichere
Grundlage zu stellen. Im Ratschluß des Himmels wurde entschieden,
Satan Zeit zu geben, seine Grundsätze zu entwickeln, auf denen seine
Herrschaft beruhen sollte. Er hatte behauptet, daß diese Grundsätze
erfolgreicher seien als die göttlichen. Der Entfaltung satanischer
Regeln wurde Zeit gewährt, damit deren Auswirkungen von den
himmlischen Welten beobachtet werden könnten.
Satan verführte den Menschen zur Sünde, und daraufhin wurde
der Erlösungsplan eingesetzt. Viertausend Jahre lang wirkte Chri-
stus für eine Besserung der Menschheit, während sich Satan um
deren Herabsetzung und Vernichtung bemühte. Und der Himmel
war Zeuge dieses Ringens.
Als Jesus in die Welt kam, wandte sich Satans Macht gegen
ihn. Von der Zeit an, da Jesus als Kindlein in Bethlehem erschien,
kämpfte der Thronräuber darum, ihn zu vernichten. Er versuchte mit
allen Mitteln, Jesus daran zu hindern, sich zu einem vollkommenen
Kinde, zu einem untadeligen Mann, zu einem heiligen Diener und zu
einem fleckenlosen Opfer zu entwickeln. Doch es gelang ihm nicht.
Er konnte den Erlöser nicht zur Sünde verleiten; er konnte ihn weder
entmutigen noch von der Aufgabe fernhalten, um derentwillen er
auf diese Erde gekommen war. Von der Wüste bis nach Golgatha
stürmte der Zorn Satans auf ihn ein; aber je erbarmungsloser der
Böse ihn angriff, desto fester hielt Jesus die Hand des Vaters. Alle
Anstrengungen Satans, Christus zu unterdrücken und zu überwinden,
ließen dessen makelloses Wesen nur um so heller erstrahlen.
Der Himmel und die nicht gefallenen Welten waren Zeugen je-
nes Konfliktes. Mit wachsender Anteilnahme verfolgten sie den zu
Ende gehenden Kampf. Sie sahen den Heiland den Garten Geth-
semane betreten, seine Seele gebeugt unter dem Schrecken einer
großen Finsternis. Sie hörten seinen schmerzbewegten Ruf: „Mein
Vater, ist‘s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber.“
Matthäus
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26,39
. Als sich ihm die Gegenwart des Vaters versagte, sahen sie
den Herrn in noch größerer Seelennot als bei seinem letzten großen
Todeskampf. Blutiger Schweiß drang aus seinen Poren und fiel in