Seite 807 - Das Leben Jesu (1973)

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„Friede sei mit euch!“
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dazu erzieht, nur auf die schwierige Seite zu schauen, zu murren und
zu klagen, erkennt nicht, was er tut. Er sät den Samen des Zweifels
und wird auch eine Ernte des Zweifels einbringen. In einer Zeit, in
der Glaube und Vertrauen besonders wichtig sind, werden sich auf
diese Weise viele außerstande sehen, zu hoffen und zu glauben.
Durch sein Verhalten gegenüber Thomas gab Jesus seinen Nach-
folgern eine gute Lehre. Sein Beispiel zeigt uns, wie wir die Glau-
bensschwachen und die Zweifler behandeln sollen. Jesus überhäufte
Thomas nicht mit Vorwürfen, noch ließ er sich mit ihm in Streitfra-
gen ein. Er offenbarte sich dem Zweifelnden. Thomas hatte äußerst
unvernünftig gehandelt, als er vorschrieb, unter welchen Bedingun-
gen er glauben wolle; Jesus aber brach durch seine großmütige Lie-
be und Rücksicht alle Schranken nieder. Der Unglaube wird selten
durch Wortgefechte überwunden. Er greift gewöhnlich zur Selbst-
verteidigung und findet immer neue Unterstützung und Entschuldi-
gungsgründe. Doch laßt Jesus in seiner Liebe und Barmherzigkeit
als den gekreuzigten Heiland offenbart werden, und viele einst un-
willige Lippen werden das Bekenntnis des Thomas nachsprechen:
„Mein Herr und mein Gott!“
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