Seite 819 - Das Leben Jesu (1973)

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„Gehet hin und lehret alle Völker!“
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alle Völker: taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes
und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch
befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt
Ende.“
Matthäus 28,19.20
.
Die Juden waren zu Hütern der heiligen Wahrheit bestimmt wor-
den, aber der Pharisäismus hatte sie zu den sich am erhabensten
dünkenden und scheinheiligsten Menschen dieser Welt werden las-
sen. Alles was mit den Priestern und Obersten in Zusammenhang
stand — ihre Kleidung und ihre Gebräuche, ihre Zeremonien und
ihre Überlieferungen —, machte sie untauglich, das Licht der Welt
zu sehen. Sie selbst, die jüdische Nation, das war für sie die Welt.
Christus jedoch beauftragte seine Jünger, einen Glauben und eine
Anbetung zu verkündigen, die nichts zu tun hatten mit der gesell-
schaftlichen Stellung oder der Volkszugehörigkeit, einen Glauben,
der von allen Völkern, Nationalitäten und Menschenklassen ange-
nommen werden könnte.
Bevor Christus seine Jünger verließ, machte er ihnen den Cha-
rakter seines Reiches deutlich. Er erinnerte sie daran, was er ihnen
früher darüber mitgeteilt hatte. Er erklärte, daß es nicht seine Absicht
gewesen sei, ein zeitliches, sondern vielmehr ein geistliches Reich
auf dieser Erde zu gründen. Auch wolle er nicht als irdischer König
auf Davids Thron herrschen. Erneut zeigte er ihnen aus der Schrift,
daß alles, was er erlitten hatte, schon im Himmel in gemeinsamer
Zwiesprache zwischen ihm und dem Vater festgelegt worden war.
Und alles sei von Menschen vorausgesagt worden, die vom Heiligen
Geist erfaßt waren. Ihr seht, sagte er ihnen, daß alles eingetroffen
ist, was ich euch über meine Verwerfung als Messias offenbart habe.
Ebenso ist alles in Erfüllung gegangen, was ich euch hinsichtlich
meiner Demütigung, die ich ertragen, und meines Todes, den ich
erleiden sollte, erklärt habe. Am dritten Tage auferstand ich dann.
Forscht noch sorgfältiger in den Schriften, und ihr werdet erkennen,
daß sich in allen diesen Dingen die von mir zeugenden Aussagen
des prophetischen Wortes erfüllt haben.
Christus gebot seinen Jüngern, die Aufgabe durchzuführen, die
er ihnen überlassen hatte, und sie sollten in Jerusalem damit be-
ginnen. Jerusalem war der Schauplatz gewesen, wo er sich um der
Menschen willen am tiefsten zu ihnen herabgelassen hatte. Dort
hatte er gelitten, dort war er verworfen und verurteilt worden. Ju-
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