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Der große Kampf
stus seine Lehre unterstützt hat: ‚Habe ich übel geredet, so beweise
es.‘
Johannes 18,23
. Derhalben bitte ich durch die Barmherzigkeit
Gottes Eure Kaiserliche Majestät und Gnaden, oder aber alle andern
Höchsten und Niedrigen mögen mir Zeugnis geben, mich Irrtums
überführen, mich mit prophetischen und evangelischen Schriften
überwinden. Ich will auf das allerwilligste bereit sein, so ich dessen
überwiesen werde, alle Irrtümer zu widerrufen und der allererste
sein, meine Bücher in das Feuer zu werfen; aus welchem allem
ist, meine ich, offenbar, daß ich genügsam bedacht, erwogen und
ermessen habe die Gefahr, Zwietracht, Aufruhr und Empörung, so
wegen meiner Lehre in der Welt erwachsen ist ... Wahrlich, mir ist
das Liebste zu hören, daß wegen des göttlichen Wortes sich Miß-
helligkeit und Uneinigkeit erheben; denn das ist der Lauf, Fall und
Ausgang des göttlichen Wortes, wie der Herr selbst sagt: ‚Ich bin
nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert‘ (
Mat-
thäus 10,34
) ... Darum müssen wir bedenken, wie wunderbar und
schrecklich unser Gott ist in seinen Gerichten, auf daß nicht das, was
jetzt unternommen wird, um die Uneinigkeit beizulegen, hernach,
so wir den Anfang dazu mit Verdammung des göttlichen Wortes
machen, vielmehr zu einer Sintflut unerträglicher Übel ausschlage;
bedenken müssen wir und fürsorgen, daß nicht diesem jungen, ed-
len Kaiser Karl, von welchem nächst Gott vieles zu hoffen ist, ein
unseliger Eingang und ein unglücklich Regiment zuteil werde. Ich
könnte dafür reichlich Exempel bringen aus der Heiligen Schrift, von
Pharao, vom König zu Babel und von den Königen Israels, welche
gerade dann am meisten Verderben sich bereitet haben, wenn sie mit
den klügsten Reden und Anschlägen ihr Reich zu befrieden und zu
befestigen dachten. Denn der Herr ist‘s, der die Klugen erhascht in
ihrer Klugheit und die Berge umkehrt, ehe sie es innewerden; darum
tut‘s not, Gott zu fürchten.
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Luther hatte deutsch gesprochen; er wurde nun aufgefordert,
dieselben Worte in lateinischer Sprache zu wiederholen. Wiewohl er
durch die voraufgegangene Anstrengung erschöpft war, willfahrte
er doch dieser Bitte und trug dieselbe Rede noch einmal ebenso
deutlich und kraftvoll vor, so daß ihn alle verstehen konnten. Gottes
Vorsehung waltete in dieser Sache. Viele Fürsten waren durch Irrtum
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Luther, EA, LXIV, 379-382; op. lat. XXXVII, 11-13