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Herolde des Morgens
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Zur Zeit des ersten Kommens Christi hätten die Priester und
die Schriftgelehrten der heiligen Stadt, denen das lebendige Wort
Gottes anvertraut worden war, die Zeichen der Zeit erkennen und
die Ankunft des Verheißenen verkündigen können. Die Weissagung
Michas nannte den Geburtsort; Daniel gab die Zeit seines Kommens
an.
Micha 5,1
;
Daniel 9,25
. Gott hatte diese Weissagungen den Äl-
testen der Juden anvertraut; es gab für sie keine Entschuldigung,
wenn sie es nicht wußten und dem Volke nicht verkündigten, daß
die Ankunft des Messias unmittelbar bevorstand. Ihre Unwissenheit
war die Folge sündhafter Vernachlässigung. Die Juden bauten Denk-
mäler für die erschlagenen Propheten Gottes, während sie durch
ihre Nachgiebigkeit gegenüber den Großen der Erde den Knechten
Satans huldigten. Von ihrem ehrgeizigen Streben nach Ansehen und
Macht unter den Menschen völlig in Anspruch genommen, hatten
sie die ihnen von dem König des Himmels angebotenen göttlichen
Ehren aus den Augen verloren.
Mit tiefer und ehrfurchtsvoller Hingabe hätten die Ältesten Is-
raels Ort, Zeit und Umstände des größten Ereignisses in der Weltge-
schichte — der Ankunft des Sohnes Gottes zur Erlösung der Men-
schen — erforschen sollen. Alle Juden hätten wachen und harren
sollen, um unter den ersten zu sein, die den Erlöser der Welt begrüß-
ten. Doch siehe, in Bethlehem wanderten zwei müde Reisende von
den Hügeln Nazareths die ganze Länge der engen Straße bis zum
östlichen Ende der Stadt entlang und spähten vergebens nach einer
Rast- und Ruhestätte für die Nacht. Keine Tür stand ihnen offen. In
einem elenden Schuppen, der für das Vieh hergerichtet war, fanden
sie schließlich Unterkommen, und hier wurde der Heiland der Welt
geboren.
Die Engel hatten die Herrlichkeit gesehen, die der Sohn Gottes
mit dem Vater teilte, ehe die Welt war, und sie hatten mit lebhaftem
Anteil seinem Erscheinen auf Erden als dem freudvollsten Ereignis
für alle Völker entgegengesehen. Es wurden Engel bestimmt, die
frohe Botschaft denen zu bringen, die auf ihren Empfang vorbereitet
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waren, und die sie mit Freuden den Bewohnern der Erde bekannt-
machen würden. Christus hatte sich erniedrigt, menschliche Natur
anzunehmen; er trug unendlich viel Leid, als er sein Leben als Opfer
für die Sünde darbringen sollte; und doch wünschten die Engel, daß
der Sohn des Allerhöchsten selbst in seiner Erniedrigung mit einer