Seite 327 - Der gro

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Ein Glaubensmann der letzten Zeit
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telbar fühlte ich, wie liebreich ein solches Wesen sein müsse und
stellte mir vor, daß ich mich in seine Arme werfen und seiner Gnade
vertrauen könnte. Aber es erhob sich die Frage: Wie kann bewiesen
werden, daß es ein solches Wesen gibt? Ich fand, daß ich außer-
halb der Bibel keinen Beweis für das Vorhandensein eines solchen
Heilandes oder gar eines zukünftigen Daseins entdecken konnte ...
Ich sah, daß die Bibel gerade von einem solchen Heiland be-
richtete, wie ich nötig hatte, und ich wunderte mich, wie ein nicht
inspiriertes Buch Grundsätze entwickeln konnte, die den Bedürf-
nissen einer gefallenen Welt so vollkommen angepaßt waren. Ich
sah mich gezwungen, zuzugeben, daß die Heilige Schrift eine Of-
fenbarung Gottes sein müsse. Sie wurde mein Entzücken, und in
Jesus fand ich einen Freund. Der Heiland wurde für mich der Auser-
korene unter vielen Tausenden, und die Heilige Schrift, die zuvor
dunkel und voller Widersprüche schien, erwies sich als meines Fußes
Leuchte und als ein Licht auf meinemWege. Ruhe und Zufriedenheit
zogen in mein Gemüt ein. Ich erkannte Gott den Herrn als einen
Fels inmitten der Fülle des Lebens. Der Bibel widmete ich nun mein
Hauptstudium, und ich kann wahrlich sagen, daß ich sie mit großer
Freude durchforschte. Ich fand, daß mir nie die Hälfte gesagt worden
war. Es wunderte mich, daß ich ihre Zierde und Herrlichkeit nicht
eher gesehen hatte, und ich war erstaunt darüber, wie ich sie je hatte
verwerfen können. Mir wurde alles offenbart, was mein Herz sich
wünschen konnte; ich fand ein Heilmittel für jeden Schaden meiner
Seele. Ich verlor den Gefallen an anderem Lesestoff und ließ es mir
angelegen sein, Weisheit von Gott zu erlangen.
Miller bekannte sich nun öffentlich zu der Glaubensüberzeugung,
die er ehedem verachtet hatte. Aber seine ungläubigen Gefährten
waren nicht müßig, jene Beweisführungen vorzubringen, die er selbst
oft gegen die göttliche Autorität der Heiligen Schrift angewandt
hatte. Er war damals nicht vorbereitet, sie zu beantworten, folgerte
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aber, daß die Bibel, wäre sie eine Offenbarung Gottes, mit sich
selbst übereinstimmen müsse. Was zur Belehrung des Menschen
gegeben war, mußte auch seinem Verständnis angepaßt sein. Er
entschloß sich, die Heilige Schrift selbst zu durchforschen und sich
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Bliß, „Memoirs of William Miller“, 65-67