Seite 400 - Der gro

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Der große Kampf
hatte ernstlich nach Reinheit des Herzens und des Lebens gestrebt.
Diese Jungfrauen hatten eine persönliche Erfahrung und einen Glau-
ben an Gott und sein Wort, die nicht durch Enttäuschungen und
Verzögerungen überwunden werden konnten. Andere „nahmen ihre
Lampen; aber sie nahmen nicht Öl mit sich“. Sie hatten nach ih-
rem Gefühl gehandelt. Durch die feierliche Botschaft war Furcht in
ihnen erweckt worden; aber sie hatten sich auf den Glauben ihrer
Brüder gestützt und waren mit dem flackernden Licht guter Anregun-
gen ohne ein gründliches Verständnis der Wahrheit oder ein echtes
Werk der Gnade an ihren Herzen zufrieden gewesen. Diese waren
dem Herrn voller Hoffnung auf die Aussicht sofortiger Belohnung
entgegengegangen; aber sie waren nicht auf Verzögerung und Ent-
täuschung vorbereitet. Als Prüfungen kamen, wankte ihr Glaube,
und ihre Lichter brannten trübe.
„Da nun der Bräutigam verzog, wurden sie alle schläfrig und
schliefen ein.“ Durch das Verzögern des Bräutigams wird das Verge-
hen der Zeit dargestellt, da der Herr erwartet wurde, die Enttäuschung
der scheinbare Verzug. In dieser Zeit der Ungewißheit erlahmte die
Anteilnahme der Oberflächlichen und Halsstarrigen, und ihre An-
strengungen ließen nach; die aber, deren Glaube sich auf eine per-
sönliche Kenntnis der Heiligen Schrift gründete, hatten einen Felsen
unter ihren Füßen, den die Wogen der Enttäuschung nicht wegspülen
konnten. Sie wurden „alle schläfrig und schliefen ein“ Eine Klasse
ließ ihren Glauben gleichgültig fahren, die andere harrte geduldig
auf klareres Licht. Doch schienen diese in der Nacht der Prüfung bis
zu einem gewissen Grade ihren Eifer und ihre Hingabe zu verlieren.
Die Halsstarrigen und Oberflächlichen konnten sich nicht länger auf
den Glauben ihrer Brüder stützen. Jeder mußte für sich selbst stehen
oder fallen.
Etwa um diese Zeit tauchte die Schwärmerei auf. Einige, die
vorgegeben hatten, eifrige Gläubige der Botschaft zu sein, verwarfen
das Wort Gottes als den einzigen untrüglichen Führer und stellten
sich, indem sie behaupteten, vom Geist Gottes geleitet zu sein, unter
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die Herrschaft ihrer eigenen Gefühle, Eindrücke und Vorstellungen.
Manche bekundeten einen blinden, scheinheiligen Eifer und verur-
teilten alle, die ihr Benehmen nicht billigen wollten. Ihre schwärme-
rischen Ideen und Handlungen fanden bei der großen Mehrheit der