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Erweckungen der Neuzeit
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Die Heiligung, die jetzt in der Christenheit hervortritt, offenbart
einen Geist der Selbsterhebung und eine Gleichgültigkeit gegen das
Gesetz Gottes, die mit der Religion der Bibel nichts mehr gemein hat.
Ihre Anhänger lehren, die Heiligung sei ein Werk des Augenblicks,
durch das sie im Glauben allein vollkommene Heiligkeit erlangten.
Glaube nur, sagen sie, und du wirst den Segen erhalten. Weitere
Anstrengungen werden für unnötig angesehen. Zu gleicher Zeit
leugnen sie die Gültigkeit des göttlichen Gesetzes und behaupten,
sie seien von der Verpflichtung, die Gebote zu halten, befreit. Ist es
jedoch möglich, daß Menschen heilig sein und in Übereinstimmung
mit dem Willen und Charakter Gottes leben können, ohne mit den
Grundsätzen in Einklang zu leben, die ein Ausdruck der Natur und
des Willens Gottes sind, und die dartun, was ihm wohlgefällig ist?
Das Verlangen nach einer bequemen Religion, die weder An-
strengung und Selbstverleugnung noch Trennung von den Torheiten
der Welt erfordert, hat die Lehre vom Glauben, und zwar vom Glau-
ben allein, volkstümlich gemacht. Was sagt aber Gottes Wort? Der
Apostel Jakobus spricht: „Was hilft‘s, liebe Brüder, so jemand sagt,
er habe den Glauben, und hat doch die Werke nicht? Kann auch
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der Glaube ihn selig machen? ... Willst du aber erkennen, du eitler
Mensch, daß der Glaube ohne Werke tot sei? Ist nicht Abraham,
unser Vater, durch die Werke gerecht geworden, da er seinen Sohn
Isaak auf dem Altar opferte? Da siehest du, daß der Glaube mitge-
wirkt hat an seinen Werken, und durch die Werke ist der Glaube
vollkommen geworden ... So sehet ihr nun, daß der Mensch durch
die Werke gerecht wird, nicht durch den Glauben allein.“
Jakobus
2,14-24
.
Das Zeugnis des göttlichen Wortes ist wider diese verstrickende
Lehre vom Glauben ohne Werke. Die Gunst des Himmels zu be-
anspruchen, ohne den Bedingungen nachzukommen, unter denen
Barmherzigkeit gewährt wird, ist nicht Glaube, sondern Vermessen-
heit; denn der echte Glaube hat seinen Grund in den Verheißungen
und Verordnungen der Heiligen Schrift.
Niemand täusche sich in dem Glauben, heilig werden zu können,
während vorsätzlich eins der Gebote Gottes übertreten wird. Wer
bewußt eine Sünde begeht, bringt damit die überzeugende Stimme
des Heiligen Geistes zum Schweigen und trennt die Seele von Gott.
Sünde ist Übertretung des Gesetzes. Und „wer da sündigt (das Ge-