Seite 539 - Der gro

Basic HTML-Version

Die erste große Täuschung
535
Trost war, daß sein geliebter Sohn, entrückt aus dem gegenwärtigen
Zustand der Sünde und des Leidens, dorthin versetzt sei, wo die
erhabensten Einflüsse des Heiligen Geistes sich in seine verfinsterte
Seele ergießen würden, wo sein Gemüt der Weisheit des Himmels
und dem süßen Entzücken unsterblicher Liebe geöffnet würde und
er, auf diese Weise ausgerüstet mit einem geheiligten Wesen, die
Ruhe und die Gemeinschaft des himmlischen Erbes genießen könne.
In diesen Gedanken möchten wir so verstanden werden, daß
wir glauben, die Seligkeit des Himmels hängt von nichts ab, was
wir in diesem Leben tun können, weder von einer gegenwärtigen
Veränderung des Herzens noch von dem jetzigen Glauben oder
einem gegenwärtigen Religionsbekenntnis.“
Auf diese Weise wiederholte der angebliche Diener Christi die
von der Schlange im Paradies ausgesprochene Lüge: „Ihr werdet
mitnichten des Todes sterben ... Welches Tages ihr davon esset, so
werden eure Augen aufgetan, und werdet sein wie Gott.“ Er erklärte,
daß der gröbste Sünder, ob Mörder, Dieb oder Ehebrecher, nach dem
Tode vorbereitet wird, um in unsterbliche Wonne einzugehen.
Und woraus zieht dieser Verfälscher der Heiligen Schrift seine
Schlüsse? Aus dem einzigen Satz, der Davids Unterwerfung unter
die Fügung der Vorsehung ausdrückt. „David stand davon ab, auszu-
ziehen wider Absalom; denn er hatte sich getröstet über Amnon, daß
er tot war.“ Nachdem die Heftigkeit seines Schmerzes mit der Zeit
nachgelassen hatte, wandten sich seine Gedanken von dem toten zu
[542]
dem lebendigen Sohn, der aus Furcht vor der gerechten Bestrafung
seines Verbrechens freiwillig in die Verbannung gegangen war. Und
das wäre der Beweis, daß der blutschänderische, betrunkene Amnon
unmittelbar nach dem Tode an den Ort der Wonne entrückt wurde,
um dort gereinigt und zubereitet zu werden für die Gemeinschaft
sündloser Engel! Eine angenehme Fabel in der Tat, wohl geeignet,
das fleischliche Herz zufriedenzustellen! Dies ist Satans eigene Leh-
re, und sie wirkt erfolgreich für sein Werk. Dürfen wir uns wundern,
daß bei solcher Belehrung die Gottlosigkeit überhandnimmt?
Das Verfahren dieses falschen Lehrers veranschaulicht das vieler
anderer. Einige wenige Worte der Heiligen Schrift werden aus dem
Zusammenhang gerissen, der in vielen Fällen zeigen würde, daß
ihr Sinn gerade entgegengesetzt ist. Dann werden diese zerstückel-
ten Stellen verdreht und als Beweis von Lehren gebraucht, die im