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Die Bibel eine Schutzwehr
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zur Beherrschung des Gewissens, die zu allen Zeiten ein schreckli-
cher Fluch für die Kirche gewesen ist. Seine furchtbaren Strafreden
gegen die Schriftgelehrten und Pharisäer sowie seine Warnungen an
das Volk, diesen verblendeten Führern nicht zu folgen, wurden als
Mahnung für die künftigen Geschlechter aufgezeichnet.
Die römische Kirche beschränkt das Recht, die Heilige Schrift
auszulegen, auf die Geistlichkeit. Gestützt darauf, daß diese allein
imstande sei, Gottes Wort zu erklären, entzieht sie die Bibel dem
gewöhnlichen Volk. (Siehe Anm. 60) Wenn auch die Reformation
allen Menschen die Heilige Schrift gab, so hindert doch der gleiche
Grundsatz, den Rom geltend machte, viele in den protestantischen
Kirchen daran, die Bibel für sich selbst zu studieren. Sie werden
unterwiesen, ihre Lehren anzunehmen, wie die Kirche sie auslegt;
und es gibt Tausende, die es nicht wagen, irgend etwas anzunehmen,
das ihrem Glaubensbekenntnis oder den bestehenden Lehrsätzen
der Kirche entgegengesetzt ist, sei es auch noch so deutlich in der
Schrift offenbart.
Obgleich die Bibel viele Warnungen vor falschen Lehrern ent-
hält, überlassen doch viele auf diese Weise die Bewahrung ihrer
Seele der Geistlichkeit. Es gibt heute Tausende von sogenannten
Christen, die keinen andern Grund für ihren Glauben angeben kön-
nen, als daß sie von ihren religiösen Führern so unterrichtet wurden.
Sie lassen die Lehren des Heilandes beinahe gänzlich unbeachtet
und setzen unbedingtes Vertrauen in die Worte der Prediger. Sind
diese aber unfehlbar? Wie können wir unsere Seelen ihrer Führung
anvertrauen, es sei denn, daß wir aus Gottes Wort wissen, daß sie
Träger des Lichtes sind? Mangelnder moralischer Mut, den von der
Welt eingeschlagenen Weg zu verlassen, verleitet viele, den Fußtap-
fen gelehrter Männer zu folgen; und durch ihre Abneigung, selbst
zu forschen, werden sie hoffnungslos in den Ketten des Irrtums
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festgehalten. Sie sehen, daß die Lehren der gegenwärtigen Wahrhei-
ten in der Bibel klar hervorgehoben sind, und sie fühlen die Macht
des Heiligen Geistes, der ihre Verkündigung begleitet und doch las-
sen sie sich durch den Widerstand der Geistlichkeit von dem Licht
wegführen. Obwohl die Vernunft und das Gewissen überzeugt sind,
wagen diese verblendeten Seelen nicht, anders zu denken als der
Prediger. Ihr persönliches Urteil und ihr ewiges Wohl werden dem
Unglauben, dem Stolz und Vorurteil eines andern geopfert.