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Der große Kampf
phie. Sie fuhren nicht nur fort, sie weiterhin zu erforschen, sondern
drängten sie auch andern auf, um ihren Einfluß unter den Heiden
auszudehnen. Auf diese Weise wurden bedenkliche Irrtümer in den
christlichen Glauben eingeschleppt. An erster Stelle stand dabei der
Glaube an die natürliche (seelische) Unsterblichkeit des Menschen
und an sein Bewußtsein nach dem Tode. Auf der Grundlage dieser
Lehre führte Rom die Anrufung der Heiligen und die Verehrung
der Jungfrau Maria ein. (Siehe Anm. 009) Hieraus entsprang auch
die dem päpstlichen Glauben schon früh hinzugefügte Irrlehre einer
ewigen Qual für die bis zuletzt Unbußfertigen.
Damit war der Weg für die Einführung einer weiteren Erfindung
vorbereitet, die Rom das Fegfeuer nannte und anwandte, um der
leichtgläubigen und abergläubischen Menge Furcht einzujagen. In
dieser Irrlehre wird behauptet, daß es einen Ort der Qual gebe, an
dem die Seelen derer, die keine ewige Verdammnis verdient haben,
für ihre Sünden bestraft werden. Sobald sie von aller Unreinigkeit
frei sind, werden auch sie in den Himmel aufgenommen. (Siehe
Anm. 010)
Noch eine andere Verfälschung war notwendig, um Rom in den
Stand zu setzen, die Furcht und die Untugenden seiner Anhänger
für sich auszunutzen. Diese fand sich in der Ablaßlehre. Volle Ver-
gebung der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Sünden,
Erlaß aller sich dadurch zugezogenen Strafen und Qualen wurde
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allen zugesichert, die sich an den Kriegen des Papsttums beteiligten,
sei es, um seine weltliche Herrschaft zu erweitern, seine Feinde zu
züchtigen oder jene auszutilgen, die sich erkühnten, seiner geistli-
chen Oberherrschaft die Anerkennung zu versagen. Es wurde ferner
gelehrt, daß man sich durch Zahlen von Geldern an die Kirche
von Sünden nicht nur befreien, sondern daß man auch die Seelen
verstorbener Freunde, die in den peinigenden Flammen gefangen-
gehalten würden, erlösen könnte. Durch solche Mittel füllte Rom
seine Kassen und unterhielt den Prunk, das Wohlleben und die Laster
der angeblichen Vertreter dessen, der nicht hatte, wo er sein Haupt
hinlegte. (Siehe Anm. 011)
Die schriftgemäße Verordnung des Abendmahls war durch das
Meßopfer verdrängt worden. Die Priester behaupteten, daß einfaches
Brot und Wein in den persönlichen Leib und das wirkliche Blut Chri-
sti verwandelt würden. Mit geradezu gotteslästerlicher Anmaßung