Seite 70 - Der gro

Basic HTML-Version

66
Der große Kampf
beugen schien. Eine Anzahl jedoch weigerte sich, der Autorität des
Papstes oder der geistlichen Würdenträger nachzugeben, und war
entschlossen, Gott die Treue zu halten und die Reinheit und Klarheit
des Glaubens zu bewahren. Als Folge dieser Entwicklung zerfiel
die Einheit dieser Gemeinden. Die dem alten Glauben treu blieben,
zogen sich zurück; einige verließen ihre heimatlichen Alpen und
richteten das Banner der Wahrheit in fremden Ländern auf; andere
zogen sich in entlegene Schluchten und felsige Bergfesten zurück
und bewahrten sich dort ihre Freiheit, Gott zu verehren.
Der Glaube, der Jahrhunderte hindurch von den Waldensern be-
wahrt und gelehrt wurde, stand in scharfem Gegensatz zu den von
Rom verkündeten Lehrsätzen. Ihre religiöse Auffassung gründete
sich auf das geschriebene Wort Gottes, auf die Grundsätze des wah-
ren Christentums. Doch waren jene einfachen Landleute in ihren
dunklen Zufluchtsorten, abgeschlossen von der Welt und an ihre
täglichen Pflichten unter ihren Herden und in ihren Weingärten
gebunden, nicht von selbst zu der Wahrheit gekommen, die im Wi-
derspruch zu den Lehrsätzen und Irrlehren der gefallenen Kirche
stand; ihre religiöse Überzeugung war nicht erst neu angenommen
worden, sondern sie war ein Erbgut ihrer Väter. Sie kämpften für den
Glauben der apostolischen Kirche, „der einmal den Heiligen über-
geben ist“.
Judas 3
. Die Gemeinde in der Wüste und nicht die stolze
Priesterherrschaft auf dem Thron Roms war die wahre Gemeinde
Christi, der Wächter der Schätze der Wahrheit, die Gott seinem Volk
anvertraut hatte, um sie der Welt zu übermitteln.
Zu den hauptsächlichsten Ursachen, die zur Trennung der wahren
Gemeinde von Rom geführt hatten, gehörte dessen Haß gegen den
biblischen Sabbat. Wie von der Prophezeiung vorhergesagt, warf
[65]
die päpstliche Macht die Wahrheit zu Boden. Das Gesetz Gottes
wurde in den Staub getreten, während man die Überlieferungen
und Gebräuche der Menschen erhob. Die Kirchen, die unter der
Herrschaft des Papsttums standen, zwang man schon sehr früh, den
Sonntag als einen heiligen Tag zu ehren. Der vorherrschende Irrtum
und Aberglaube verwirrte selbst viele Angehörige des wahren Volkes
Gottes, so daß sie den Sabbat feierten und auch am Sonntag nicht
arbeiteten. Dies aber genügte den päpstlichen Würdenträgern nicht.
Sie verlangten, daß der Sonntag geheiligt und der Sabbat entheiligt
würde, und sie verurteilten mit den stärksten Ausdrücken alle jene,