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Die Waldenser
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die es wagten, nach wie vor den biblischen Sabbat zu feiern. Nur
wer der römischen Macht entronnen war, konnte dem Gesetz Gottes
in Frieden gehorchen.
Die Waldenser gehörten mit zu den ersten Völkern Europas,
die in den Besitz einer Übersetzung der Heiligen Schrift gelangten.
(Siehe Anm. 015) Jahrhunderte vor der Reformation besaßen sie
eine Abschrift der Bibel in ihrer Muttersprache; damit besaßen sie
die Wahrheit unverfälscht und zogen sich dadurch in besonderer
Weise Haß und Verfolgung zu. Sie erklärten die römische Kirche
für das abtrünnige Babylon aus der Offenbarung und erhoben sich
unter Gefahr ihres Lebens, um seinen Verführungen zu widerstehen
Unter dem Druck einer langanhaltenden Verfolgung wurden etliche
in ihrem Glauben schwankend und ließen nach und nach seine un-
terscheidenden Grundsätze fahren; andere hielten an der Wahrheit
fest. Auch in den finsteren Zeiten des Abfalls gab es Waldenser, die
die Oberherrschaft Roms bestritten, die Bilderverehrung als Götzen-
dienst verwarfen und den wahren Sabbat feierten. (Siehe Anm. 016)
Unter den grimmigsten Stürmen des Widerstandes bewahrten sie
ihren Glauben. Obwohl von savoyischen Speeren durchbohrt und
von römischen Brandfackeln versengt, standen sie unentwegt für
Gottes Wort und Gottes Ehre ein.
Hinter den hohen Bollwerken des Gebirges — zu allen Zeiten
der Zufluchtsort für die Verfolgten und Unterdrückten — fanden die
Waldenser ein Versteck. Hier leuchtete das Licht der Wahrheit auch
während der Finsternis des Mittelalters; hier bewahrten 1000 Jahre
lang Zeugen der Wahrheit den alten Glauben.
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Gott hatte für sein Volk ein Heiligtum von erhabener Würde
vorgesehen, den gewaltigen Wahrheiten entsprechend, die ihm an-
vertraut worden waren. Jenen getreuen Verbannten waren die Berge
ein Sinnbild der unwandelbaren Gerechtigkeit des Höchsten. Sie
wiesen ihre Kinder auf die Höhen hin, die sich in unveränderlicher
Majestät vor ihnen auftürmten, und erzählten ihnen von dem All-
mächtigen, bei dem weder Unbeständigkeit noch Wechsel ist, dessen
Wort ebenso festgegründet ist wie die ewigen Hügel. Gott hatte die
Berge gesetzt und sie mit Stärke umgürtet; kein Arm außer dem der
unendlichen Macht konnte sie von ihrem Ort bewegen. In gleicher
1
„Vom Antichrist“; siehe Hahn, „Geschichte der Waldenser“ 80-88
.