Seite 72 - Der gro

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Der große Kampf
Weise hatte Gott sein Gesetz, die Grundlage seiner Regierung im
Himmel und auf Erden, aufgerichtet. Wohl konnte der Arm des Men-
schen seine Mitmenschen erreichen und deren Leben vernichten;
aber er vermochte ebensowenig die Berge aus ihren Grundfesten zu
reißen und sie ins Meer zu schleudern wie eines der Gebote Gottes
zu verändern oder eine seiner Verheißungen auszutilgen, die denen
gegeben sind, die seinen Willen tun. In ihrer Treue zu Gottes Gesetz
sollten seine Diener ebenso fest stehen wie die unveränderlichen
Berge.
Die Gebirge, die ihre tiefen Täler umrahmten, waren ständige
Zeugen von Gottes Schöpfungsmacht und eine untrügliche Bürg-
schaft seiner schützenden Fürsorge. Jene Pilger gewannen die stum-
men Sinnbilder der Gegenwart des Allmächtigen lieb. Sie klagten
nicht über die Härte ihres Schicksals und fühlten sich inmitten der
Einsamkeit der Berge nie allein. Sie dankten Gott, daß er ihnen
einen Zufluchtsort vor dem Zorn und der Grausamkeit der Menschen
bereitet hatte. Sie freuten sich ihrer Freiheit, vor ihm anzubeten. Oft,
wenn sie von ihren Feinden verfolgt wurden, erwies sich die Feste
der Höhen als sicherer Schutz. Von manchem hohen Felsen sangen
sie das Lob Gottes, und die Heere Roms konnten ihre Dankeslieder
nicht zum Schweigen bringen.
Rein, einfältig und inbrünstig war die Frömmigkeit dieser Nach-
folger Christi. Sie schätzten die Grundsätze der Wahrheit höher als
Häuser, Güter, Freunde, Verwandte, ja selbst höher als das Leben.
Ernstlich versuchten sie, diese Grundsätze den Herzen der Jugend
einzuprägen. Von frühester Kindheit an wurden die Kinder in der
Heiligen Schrift unterwiesen und gelehrt, die Forderungen des Geset-
zes Gottes unverbrüchlich zu achten. Da es nur wenige Abschriften
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der Bibel gab, wurden ihre köstlichen Worte dem Gedächtnis einge-
prägt, und viele Waldenser wußten große Teile des Alten und Neuen
Testaments auswendig. Gedanken an Gott wurden sowohl mit der
majestätischen Natur als auch mit den bescheidenen Segnungen des
täglichen Lebens verknüpft. Bereits die Kleinsten wurden angehal-
ten, dankbar zu Gott als den Geber aller Hilfe und allen Trostes
aufzublicken.
Die Eltern, so zärtlich und liebevoll sie auch ihren Kindern ent-
gegenkamen, in ihrer Liebe zu ihnen waren sie zu klug, um sie daran
zu gewöhnen, gegen sich selbst nachsichtig zu sein. Vor ihnen lag