Seite 665 - Das Leben Jesu (1973)

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„Euer Herz erschrecke nicht“
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Christus sich so mit unseren Gedanken und Zielen identifizieren
und unsere Herzen und Sinne so mit seinem Willen verschmelzen,
daß wir, wenn wir ihm gehorsam sind, unsere eigenen Absichten
verwirklichen. Der Wille wird, geläutert und geheiligt, sein höch-
stes Entzücken darin finden, seinem Beispiel der Hingabe zu folgen.
Wenn wir Gott so kennten, wie wir ihn nach seiner Gnade kennen
sollten, dann würde unser Leben ein Leben beständigen Gehorsams
sein. Durch die Wertschätzung des Wesens Christi, durch die Ver-
bindung mit Gott würde uns die Sünde verhaßt werden.
Wie sich Jesus einst als Mensch unter das Gesetz beugte, so
können auch wir es tun, wenn wir uns an seine Stärke halten. Doch
wir dürfen die Verantwortung für unsere Pflicht nicht auf andere
abwälzen und von ihnen erwarten, daß sie uns sagen, was zu tun
ist. Wir dürfen nicht von dem Rat der Menschen abhängig sein.
Gott wird uns unsere Pflicht ebenso bereitwillig lehren, wie er sie
irgendeinen anderen auch lehren wird. Wenn wir im Glauben zu ihm
kommen, wird er uns seinen Willen kundtun. Unser Herz wird oft
in uns brennen, wenn der Eine sich uns nähert, um mit uns ebenso
in Verbindung zu kommen wie einst mit Henoch. Jene, die sich
entschieden haben, in keiner Weise etwas zu tun, was Gott mißfällt,
werden, nachdem sie ihm ihre Angelegenheit dargelegt haben, ge-
nau wissen, welchen Weg sie gehen müssen. Sie werden nicht nur
Weisheit erhalten, sondern auch Stärke. Sie werden die Kraft haben,
gehorsam zu sein und zu dienen, wie Jesus es verheißen hat. Alles,
was Christus empfing — alle Mittel, um den Nöten des gefallenen
Menschengeschlechts abzuhelfen —, wurde ihm als Haupt und Ver-
treter der Menschen gegeben. „Was wir bitten, werden wir von ihm
nehmen; denn wir halten seine Gebote und tun, was vor ihm gefällig
ist.“
1.Johannes 3,22
.
Ehe er sich selbst als Opfer gab, wollte der Heiland seinen Jün-
gern die wichtigste und vollkommenste Gabe verleihen, eine Gabe,
die ihre Herzen offen ließe für die grenzenlosen Möglichkeiten der
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Gnade. „Ich will den Vater bitten“, sagte er ihnen, „und er wird euch
einen andern Tröster geben, daß er bei euch sei ewiglich: den Geist
der Wahrheit, welchen die Welt nicht kann empfangen; denn sie
sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr aber kennet ihn; denn er
bleibt bei euch und wird in euch sein. Ich will euch nicht als Waisen
zurücklassen; ich komme zu euch.“
Johannes 14,16-18
.