Seite 666 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
Der Heilige Geist war schon vorher in der Welt wirksam gewe-
sen; er hatte seit dem Beginn des Erlösungswerkes auf die Herzen
der Menschen Einfluß gehabt. Doch während der Heiland auf Er-
den weilte, hatten die Jünger nach keinem andern Tröster verlangt.
Erst nach Jesu Himmelfahrt würde in ihnen das Bedürfnis nach
der Gegenwart des Heiligen Geistes geweckt, und dann sollte er
kommen.
Der Heilige Geist vertritt Christus, wenn auch bar allen mensch-
lichen Wesens und völlig unabhängig davon. Der Heiland konnte
durch seine menschliche Natur auf Erden nicht überall gegenwärtig
sein. Es war darum ausschließlich zum Besten seiner Nachfolger,
daß er wieder zum Vater ging und den Heiligen Geist als seinen
Stellvertreter sandte. Niemand konnte dann wegen seines Aufent-
haltsortes oder wegen seiner persönlichen Verbindung mit Christus
irgendeinen Vorteil haben. Durch den Heiligen Geist würde Jesus
allen Menschen erreichbar sein. In diesem Sinne konnte er ihnen
näher sein, als wenn er nicht zum Himmel aufgefahren wäre.
„Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt wer-
den, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“
Johannes
14,21
. Der Heiland kannte das irdische Schicksal seiner Jünger. Er
sah einen aufs Schafott gebracht, einen ans Kreuz geheftet, einen
andern auf die einsame Felseninsel im Meer verbannt und wieder
andere verfolgt und erschlagen. Er stärkte sie mit der Verheißung, in
jeder Schwierigkeit mit ihnen zu sein. Diese Verheißung hat noch
nichts von ihrer Kraft verloren. Der Herr weiß alles über seine treu-
en Diener, die um seinetwillen im Gefängnis schmachten oder auf
einsamen Inseln verbannt leben müssen. Er tröstet sie durch die
Verheißung seiner Gegenwart. Steht der Gläubige um der Wahrheit
willen vor den Schranken eines ungerechten Gerichtes, dann ist ihm
der Herr zur Seite; alle Beschuldigungen, denen er sich gegenüber-
sieht, fallen auf Christus, der in der Gestalt seines Jüngers abermals
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verurteilt wird. Ist jemand im Gefängnis eingekerkert, beglückt Chri-
stus dessen Herz mit seiner Liebe, und erduldet jemand den Tod
um seinetwillen, so hat dieser sein Wort: Ich bin „der Lebendige.
Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit
und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes“.
Offenbarung 1,18
.
Das für Christus dahingegebene Leben wird bewahrt für die ewige
Herrlichkeit.