Seite 101 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Der Turm zu Babel
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Die Nachkommenschaft Kanaans sank in die entwürdigendsten
Formen des Heidentums ab. Obwohl der Fluch der Weissagung sie
zur Sklaverei verdammt hatte, hielt Gott das Verhängnis jahrhun-
dertelang zurück. Er ließ ihre Gottlosigkeit und Verderbtheit zu, bis
die Grenzen seiner Geduld erreicht waren. Dann gingen sie ihres
Besitztums verlustig und wurden Knechte der Nachkommen Sems
und Japheths.
Noahs Weissagung war keine eigenmächtige Zornesandrohung
oder Gnadenverkündigung. Sie legte weder Charakter noch Schick-
sal seiner Söhne fest. Aber sie zeigte die Folgen der selbsterwählten
Lebensweise und Wesensart, die jeder entwickeln würde. So machte
Gott ihnen und ihren Nachkommen seine Absicht deutlich, wobei er
ihre Wesensart und Verhaltensweise berücksichtigte. In der Regel
erben Kinder die Veranlagung und Neigungen ihrer Eltern; da sie
auch deren Beispiel folgen, begehen sie außerdem die Sünden der El-
tern. So werden die Sünden von einer Generation zur andern vererbt.
Damit trat die Schlechtigkeit und Unehrerbietigkeit Hams bei seinen
Nachkommen wieder zutage und brachte über viele Generationen
Fluch. „Ein einziger Bösewicht verdirbt viel Gutes.“
Prediger 9,18
.
Wie reich wurde andererseits Sems Achtung vor seinem Vater
belohnt, und welche glänzende Reihe frommer Männer tritt in seiner
Nachkommenschaft auf! „Der Herr kennt die Tage der Frommen“,
und ihr „Geschlecht wird zum Segen sein“.
Psalm 37,18.26
. — „So
sollst du nun wissen, daß der Herr, dein Gott, allein Gott ist, der
treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste
Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten.“
5.Mose
7,9
.
Eine Zeitlang blieben Noahs Nachkommen in den Bergen woh-
nen, wo die Arche gelandet war. Aber als sie zahlenmäßig wuchsen,
führte der Glaubensabfall bald zur Trennung. Die ohne Gott und
Gesetzeszwang leben wollten, fühlten sich durch das Beispiel und
die Verkündigung ihrer gottesfürchtigen Mitmenschen ständig be-
helligt. Deshalb beschlossen sie nach einiger Zeit, sich von denen
zu trennen, die Gott verehrten. Sie zogen in die Ebene Sinear am
Ufer des Euphrat. Die Schönheit und die Fruchtbarkeit des Bodens
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lockten zum Ansiedeln, also entschieden sie sich zu bleiben.
Ferner planten sie, hier eine Stadt und in ihr einen Turm von
solch gewaltiger Höhe zu bauen, daß er einmal die Bewunderung