Seite 104 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Tod versinnbildete, herabzuwürdigen. Und als der Götzendienst die
Erinnerung daran ganz verwischt hatte, verführte er sie dazu, diese
Opfer nachzuahmen und die eigenen Kinder auf den Altären ihrer
Götter zu opfern. Mit der Abwendung von Gott wurden dessen
Eigenschaften — Gerechtigkeit, Reinheit und Liebe — verdrängt
von Unterdrückung und roher Gewalt.
Babels Bewohner wollten ein von Gott unabhängiges Reich er-
richten. Einzelne fürchteten zwar noch den Herrn, ließen sich jedoch
durch die anmaßende Haltung der Gottlosen täuschen und in deren
Pläne hineinziehen. Und um dieser Gläubigen willen verzögerte der
Herr seine Strafgerichte, so daß die Bösen Zeit fanden, ihre wah-
re Wesensart zu offenbaren. Als dies die Kinder Gottes erkannten,
bemühten sie sich, ihre Mitmenschen von deren üblen Vorhaben ab-
zubringen. Aber diese waren sich in ihrer gotteslästerlichen Heraus-
forderung völlig einig. Hätten sie sich in dieser Weise ungehindert
entfalten können, hätten sie die Welt bereits in deren Anfangszeit
verdorben, weil sie sich zum Zweck des Aufruhrs zusammengetan
hatten. In ihrem Reich billigten sie Gott weder Herrschaft noch Ehre
zu, sondern suchten die Verherrlichung ihrer selbst. Hätte Gott dieses
Bündnis bestehen lassen, wäre durch eine machtvolle Bewegung alle
Gerechtigkeit — und damit zugleich Friede, Glück und Sicherheit
— von den Erdbewohnern genommen worden. Denn das göttliche
Gesetz, das „heilig, recht und gut“ (
Römer 7,12
) ist, suchten jene
Leute durch Gebote zu ersetzen, die ihren eigenen selbstsüchtigen
und grausamen Wünschen besser entsprachen.
Die den Herrn fürchteten, schrien zu ihm um Hilfe. „Da fuhr
der Herr hernieder, daß er sähe die Stadt und den Turm, die die
Menschenkinder bauten.“
1.Mose 11,5
. Er ließ sich von Gnade leiten,
als er die Absicht der Erbauer vereitelte und das Denkmal ihrer
Vermessenheit vernichtete. Aus Barmherzigkeit verwirrte er ihre
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Sprache und gebot ihrem empörerischen Tun Einhalt. Gott hat lange
Geduld mit der Verkehrtheit der Menschen und gibt ihnen reichlich
Gelegenheit zur Umkehr. Aber er merkt auf alle ihre Anschläge, die
sich gegen die Autorität seines gerechten, heiligen Gesetzes richten.
Von Zeit zu Zeit streckt sich seine unsichtbare Hand, die das Zepter
der Regierung hält, aus, um der Bosheit Einhalt zu gebieten. Es gibt
unmißverständliche Beweise dafür, daß der Schöpfer des Weltalls,
der an Weisheit, Liebe und Gerechtigkeit unübertroffen ist, als der