Seite 103 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Der Turm zu Babel
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und her gegeben wurden, verwirrte Gott die Sprache. Daraufhin wur-
den zunächst die falschen Materialien und Befehle weitergeleitet,
bis schließlich ein völliges sprachliches Durcheinander und Bestür-
zung herrschte. Eine Zusammenarbeit war nicht mehr möglich. Das
ganze Werk kam zum Stillstand. Die Bauenden konnten sich die
merkwürdigen Mißverständnisse nicht erklären, und weil sie ebenso
zornig wie enttäuscht waren, ging es dabei nicht ohne gegenseitige
Vorwürfe ab. Ihr Gemeinschaftswerk endete in Streit und Blutvergie-
ßen. Zum Zeichen des göttlichen Mißfallens zerschmetterten Blitze
den oberen Teil des Turmes und schleuderten ihn zur Erde. Wieder
einmal begriffen die Menschen, daß es einen Gott im Himmel gibt.
Bis zu dieser Zeit hatten alle Menschen dieselbe Sprache ge-
sprochen. Jetzt fanden sich die in Gruppen zusammen, die sich
verständigen konnten. Dann ging jede ihren Weg. „So zerstreute sie
der Herr von dort in alle Länder.“
1.Mose 11,8
. Auf diese Weise
wurde die Erde bevölkert. Und das eben war die Absicht des Herrn,
die sich gerade dadurch verwirklichte, daß Menschen ihre Erfüllung
zu verhindern suchten.
Nur, welchen Schaden brachte es denen ein, die sich gegen Gott
erhoben hatten! Nach seinem Willen sollten sie mit ihrer Ausbrei-
tung über die Erde nicht nur Völker bilden, sondern auch die Erkennt-
nis des göttlichen Willens vermitteln, damit künftigen Geschlechtern
das Licht der Wahrheit hell strahlen würde. Noah, der treue Prediger
der Gerechtigkeit, lebte noch 350 Jahre nach der Flut, Sem noch 500
Jahre. Ihre Nachkommen hatten also die Möglichkeit, Gottes For-
derungen und die Geschichte ihrer Vorväter kennenzulernen. Aber
über diese ihnen so widerwärtigen Lehren wollten sie gar nichts
hören. Sie hatten kein Verlangen, Gott im Gedächtnis zu behalten.
Und durch das Sprachengewirr war ihnen weitgehend ein Gedan-
kenaustausch mit denen verschlossen, die ihnen die erforderliche
Erkenntnis hätten vermitteln können.
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Babels Erbauer waren ein mit Gott unzufriedenes Volk. Anstatt
sich dankbar seiner Barmherzigkeit an Adam und des Gnadenbundes
mit Noah zu erinnern, beklagten sie sich über seine Härte, weil er
das erste Menschenpaar aus Eden vertrieben und die Welt durch eine
Flut vernichtet hatte. Obwohl sie Gott wegen seiner Strenge und
Willkür beschimpften, nahmen sie jedoch selbst die Herrschaft des
grausamsten Tyrannen an. Satan suchte den Opferdienst, der Christi