Seite 113 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Abrahams Berufung
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det. Jesus beobachtet die Läuterung. Er weiß, was zur Reinigung
des kostbaren Metalls notwendig ist, damit es die Strahlen seiner
Liebe widerspiegeln kann. Gott erzieht seine Diener durch harte Prü-
fungen. Er sieht bei so manchen die vorhandenen Kräfte, die zum
Wachstum seines Werkes gebraucht werden könnten, und läßt diese
Menschen sich bewähren. In seiner Weisheit führt er sie in Lagen,
die Charakterprüfungen sind, und macht ihnen ihre wesensmäßigen
Mängel und Schwächen deutlich, die ihnen selbst gar nicht bewußt
gewesen sind. Er gibt ihnen Gelegenheit, diese zu überwinden und
sich für seinen Dienst vorzubereiten. Indem er ihnen ihre Schwächen
offenbart, erzieht er sie dazu, sich auf ihn zu verlassen; denn in Gott
allein wird ihnen Hilfe und Schutz zuteil. Auf diese Weise erreicht
er sein Ziel, jene Menschen zu erziehen, zu züchtigen und damit
vorzubereiten, die erhabene Absicht zu erfüllen, derentwegen ihnen
Kraft gegeben wurde. Wenn er sie dann zur Tat ruft, sind sie bereit
zu dem Werk, das auf Erden geschehen soll.
In Ägypten bewies Abraham, daß auch er nicht frei von mensch-
licher Schwäche und Unvollkommenheit war. Als er verheimlichte,
daß Sara seine Frau war, verriet er Mißtrauen gegen Gottes Fürsorge
und damit Mangel an jenem Glaubensmut, den er so oft in seinem
Leben bewies. Sara war sehr schön. Darum erschien es ihm gewiß,
daß die dunkelhäutigen Ägypter die reizende Fremde begehren und
keine Bedenken haben würden, ihren Mann umzubringen, um sie
zu gewinnen. Er fühlte sich keineswegs schuldig bei dem Gedan-
ken, Sara als seine Schwester auszugeben, war sie doch die Tochter
seines Vaters, wenn auch nicht seiner Mutter. Aber dieses Verheim-
lichen der wirklichen Beziehung zwischen ihnen war Täuschung.
Gott kann kein Abweichen von strenger Redlichkeit billigen. Gerade
durch Abrahams Kleinglauben geriet Sara in große Gefahr. Ägyp-
tens König, dem man von ihrer Schönheit erzählt hatte, ließ sie in
seinen Palast bringen mit der Absicht, sie zur Frau zu nehmen. In
seiner Güte beschützte der Herr jedoch Sara, indem er die königli-
che Familie mit Plagen heimsuchte. Dadurch erfuhr der Monarch
die Wahrheit. Unwillig über die Täuschung, die sich Abraham ihm
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gegenüber erlaubt hatte, tadelte er ihn, gab ihm seine Frau zurück
und fragte: „Warum hast du mir das angetan? ... Warum sprachst
du denn: Sie ist meine Schwester —, so daß ich sie mir zur Frau