Seite 114 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
nahm? Und nun siehe, da hast du deine Frau; nimm sie und zieh
hin.“
1.Mose 12,18.19
.
Der Pharao hatte Abraham weitgehend begünstigt. Er ließ ihm
und seinen Leuten auch jetzt nichts geschehen, sondern befahl ei-
ner Schar Soldaten, sie sicher aus seinem Reich hinauszugeleiten.
Aber zu jener Zeit wurden Gesetze erlassen, die den Ägyptern den
vertrauten Umgang mit fremdländischen Hirten, wie gemeinsames
Essen und Trinken, verboten. Pharao entließ Abraham freundlich
und großmütig, aber er gebot ihm, Ägypten zu verlassen, weil er es
nicht länger wagte, ihm Aufenthalt zu gewähren. Ohne es zu ahnen,
war er im Begriff gewesen, ihm eine schwere Kränkung zuzufü-
gen. Gott jedoch verhinderte dies und bewahrte den Monarchen vor
Schuld. Pharao begriff, daß dieser Fremdling ein vom Gott des Him-
mels Geehrter war, und scheute sich, jemanden in seinem Reiche
zu haben, der so offensichtlich unter der göttlichen Gnade stand.
Bliebe Abraham, so erregte möglicherweise sein wachsender Reich-
tum und sein großes Ansehen den Neid oder die Begehrlichkeit der
Ägypter. Erführe er dann irgendwelche Kränkung, würde der König
dafür verantwortlich gemacht, und abermals könnten Plagen über
das Königshaus kommen.
Die Warnung, die Pharao erhalten hatte, erwies sich für Abraham
im späteren Umgang mit heidnischen Völkern als ein Schutz. Denn
der Vorfall konnte nicht verborgen bleiben. Jedermann sah, daß der
Gott, dem Abraham diente, seinen Knecht schützte und ihm ange-
tanes Unrecht bestrafte. Es ist gefährlich, einem Kinde des Königs
der Himmel zu schaden. Der Psalmist weist auf diese Erfahrungen
in Abrahams Leben hin, wenn er vom auserwählten Volk sagt: Gott
„wies Könige zurecht um ihretwillen: ‚Tastet meine Gesalbten nicht
an und tut meinen Propheten kein Leid¡“
Psalm 105,14.15
.
Es besteht eine auffallende Ähnlichkeit zwischen Abrahams
Erlebnis und dem seiner Nachkommen Jahrhunderte später. Beide
gingen wegen einer Hungersnot hinab nach Ägypten und hielten sich
dort auf. Die um ihretwillen gesandten göttlichen Gerichte ließen
die Ägypter sich vor ihnen fürchten. Und, von den Heiden reich
beschenkt, zogen sie aus.
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