Seite 130 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
um sie an ihre Stellung und ihre Pflicht zu erinnern, und befahl ihr:
„Kehre wieder um zu deiner Herrin und demütige dich unter ihre
Hand.“
1.Mose 16,8.9
. Doch verband er mit dem Tadel Worte des
Trostes. „Der Herr hat dein Elend erhört.“
1.Mose 16,11
. „Ich will
deine Nachkommen so mehren, daß sie der großen Menge wegen
nicht gezählt werden können.“
1.Mose 16,10
. Und zur dauernden Er-
innerung an seine Barmherzigkeit sollte sie ihr Kind Ismael nennen,
„Gott hört“.
Als Abraham nahezu hundert Jahre alt war, wiederholte Gott
die Verheißung eines Sohnes mit der Versicherung, daß der künfti-
ge Erbe das Kind Saras sein würde. Aber Abraham verstand noch
immer nicht. Seine Gedanken gingen sofort zu Ismael, und er klam-
merte sich an den Gedanken, daß Gottes gnädige Absicht durch ihn
erfüllt würde. Voller Liebe zu seinem Sohn rief er aus: „Ach daß
Ismael möchte leben bleiben vor dir!“ Abermals wiederholte Gott
die Verheißung in unmißverständlichen Worten: „Sara, deine Frau,
wird dir einen Sohn gebären, den sollst du Isaak nennen, und mit
ihm will ich meinen ewigen Bund aufrichten.“ Doch berücksichtigte
Gott auch die Bitte des Vaters. „Und für Ismael habe ich dich auch
erhört. Siehe, ich habe ihn gesegnet ... und ich will ihn zum großen
Volk machen.“
1.Mose 17,18-20
.
Isaaks Geburt brachte nach lebenslangem Warten die Erfüllung
ihrer sehnlichsten Hoffnungen und erfüllte die Zelte Abrahams und
Saras mit Freude. Für Hagar dagegen bedeutete das die Vernichtung
ihrer ehrgeizigen Lieblingspläne. Im Lager hatte man den herange-
wachsenen Ismael allgemein als Erben der Reichtümer und Segnun-
gen angesehen, die Abrahams Nachkommen verheißen waren. Nun
wurde er plötzlich zur Seite geschoben, und in ihrer Enttäuschung
haßten Mutter und Sohn das Kind Saras. Die allseitige Freude stei-
gerte ihre Eifersucht noch, bis Ismael sich unterstand, den Erben der
göttlichen Verheißung öffentlich zu verspotten. Sara sah in Ismaels
Aufsässigkeit eine dauernde Quelle der Zwietracht, und so drang sie
in Abraham, Hagar und Ismael aus dem Lager zu entfernen.
Das brachte den Patriarchen in arge Bedrängnis. Wie konnte er
Ismael, den noch immer geliebten Sohn, verstoßen? In seiner Not
flehte er um göttliche Führung. Da befahl ihm Gott durch einen
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Engel, Saras Wunsch nachzugeben. Seine Liebe zu Ismael oder
Hagar sollte dem Familienglück nicht im Wege stehen, denn nur