Seite 165 - Patriarchen und Propheten (1999)

Basic HTML-Version

Jakob und Esau
161
eingetauschte Erstgeburtsrecht ließ sich nicht zurückgewinnen. „Um
der einen Speise willen“ (
Hebräer 12,16
), um den augenblicklichen
[159]
Hunger zu stillen, den er ja niemals bezähmt hatte, veräußerte Esau
sein Erbe. Als er seine Torheit einsah, war es zu spät. „Er fand keinen
Raum zur Buße, wiewohl er sie mit Tränen suchte.“
Hebräer 12,17
.
Esau besaß durchaus noch die Möglichkeit, seine Tat zu bereuen
und Gottes Gnade zu erbitten, aber es gab kein Mittel, das Erstge-
burtsrecht wiederzubekommen. Sein Kummer entsprang aber nicht
dem Schuldbewußtsein. Er suchte auch keine Versöhnung mit Gott,
sondern grämte sich nur über die Folgen seiner Sünde, nicht über
sie selbst.
Wegen seiner Gleichgültigkeit gegenüber den göttlichen Be-
dingungen und Segnungen wird Esau in der Heiligen Schrift ein
„Gottloser“ (
Hebräer 12,16
) genannt. Er ist ein Vertreter derer, wel-
che die Erlösung durch Christus für sich selbst geringschätzen und
schnell dabei sind, ihr himmlisches Erbe für die vergänglichen Din-
ge dieser Welt dranzugeben. Die meisten Menschen leben für die
Gegenwart, ohne einen Gedanken an die Zukunft zu verschwenden.
Wie Esau rufen sie: „Lasset uns essen und trinken, denn morgen sind
wir tot!“
1.Korinther 15,32
. Sie lassen sich nur von ihren Wünschen
leiten und wollen sich nichts versagen. Lieber verzichten sie auf
die wertvollsten Güter. Werden die Menschen vor die Wahl gestellt,
entweder ihre nichtswürdigen Wünsche zu befriedigen oder aber
die himmlischen Segnungen zu erlangen, die nur den Selbstlosen
und Gottesfürchtigen verheißen sind, dann hat das selbstsüchtige
Verlangen die Oberhand, während Gott im Grunde genommen ver-
achtet wird. Wie viele vorgebliche Christen frönen Genüssen, die
der Gesundheit schädlich sind und das feine Empfinden abstumpfen!
Hält man ihnen die sittliche Pflicht vor Augen, sich von jeder Art
Unsauberkeit zu reinigen und sich in der Furcht Gottes zu heiligen,
sind sie gekränkt. Sie begreifen sehr wohl, daß man diese verderbli-
chen Freuden nicht genießen und dennoch den Himmel gewinnen
kann, und so gehen sie schließlich den Weg zum ewigen Leben nicht
weiter, weil er ihnen zu schmal erscheint.
Viele Menschen verkaufen ihr Erstgeburtsrecht für sinnliche
Genüsse. Sie opfern die Gesundheit, sie mindern ihre geistigen
Fähigkeiten und verscherzen sich den Himmel, und das alles nur
für zeitliche Vergnügen, ein Sich-gehen-Lassen, das ihren Charakter