Seite 187 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Die Rückkehr nach Kanaan
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habt mich ins Unglück gestürzt und in Verruf gebracht bei den Be-
wohnern dieses Landes ..., und ich habe nur wenige Leute. Wenn sie
sich nun gegen mich versammeln, werden sie mich erschlagen. So
werde ich vertilgt samt meinem Hause.“
1.Mose 34,30
. Sein Kum-
mer über diese Bluttat und sein Abscheu werden daran deutlich, daß
er sich fast fünfzig Jahre später in Ägypten auf dem Sterbebett noch
einmal darauf bezog: „Die Brüder Simeon und Levi, ihre Schwerter
sind mörderische Waffen. Meine Seele komme nicht in ihren Rat,
und mein Herz sei nicht in ihrer Versammlung ... Verflucht sei ihr
Zorn, daß er so heftig ist, und ihr Grimm, daß er so grausam ist.“
1.Mose 49,5-7
.
Jakob hatte Ursache, sich tief gedemütigt zu fühlen. Das We-
sen seiner Söhne offenbarte Grausamkeit und Verlogenheit. Es gab
falsche Götter im Lager, und bis zu einem gewissen Grade gewann
der Götzendienst sogar in seiner Familie Boden. Würde der Herr
nicht mit ihnen verfahren, wie sie‘s verdienten, wenn er sie der Rache
der umwohnenden Völker preisgab?
Dem gramgebeugten Jakob befahl der Herr, sich südwärts nach
Bethel zu wenden. Dieser Ort erinnerte den Erzvater nicht nur an
sein Gesicht von den Engeln und an Gottes gnädige Verheißungen,
sondern auch an das eigene Gelübde, daß der Herr sein Gott sein
solle. Ehe er aber nach diesem geheiligten Ort aufbrach, wollte er
seine Familie vom Götzendienst reinigen. Er befahl deshalb allen
Lagerbewohnern: „Tut von euch die fremden Götter, die unter euch
sind, und reinigt euch und wechselt eure Kleider, und laßt uns auf-
brechen und nach Bethel ziehen, daß ich dort einen Altar errichte
dem Gott, der mich erhört hat zur Zeit meiner Trübsal und mit mir
gewesen ist auf dem Wege, den ich gezogen bin.“
1.Mose 35,2.3
.
Tief bewegt erzählte ihnen Jakob noch einmal das Erlebnis seines
ersten Aufenthaltes bei Bethel. Als einsamer Wanderer hatte er das
Zelt des Vaters verlassen, um sein Leben zu retten. Hier war ihm
der Herr in der Nacht erschienen. Während er so Rückschau auf
die wunderbare Führung Gottes hielt, wurde er weich und auch
seine Kinder ergriff ein besänftigender Einfluß. Es war ihm auf die
wirksamste Weise gelungen, sie für die Zeit der Ankunft in Bethel
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auf die gemeinsame Anbetung Gottes vorzubereiten. „Da gaben
sie ihm alle fremden Götter, die in ihren Händen waren, und ihre