Seite 188 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Ohrringe, und er vergrub sie unter der Eiche, die bei Sichem stand.“
1.Mose 35,4
.
Gott ließ Furcht über die Einwohner des Landes kommen, daß
sie nicht wagten, das Blutbad von Sichem zu rächen. Und so erreich-
ten die Wanderer Bethel unbehelligt. Hier erschien der Herr Jakob
abermals und erneuerte ihm die Bundesverheißung. „Jakob aber
richtete ein steinernes Mal auf an der Stätte, da er mit ihm geredet
hatte.“
1.Mose 35,14
.
In Bethel hatte Jakob den Verlust einer Frau zu beklagen, die lan-
ge als geachtetes Mitglied der väterlichen Familie bei ihnen gewesen
war, Rebekkas Amme Debora. Sie hatte ihre Herrin von Mesopo-
tamien nach Kanaan begleitet. Diese betagte Frau empfand Jakob
wie ein kostbares Band, das ihn mit der Jugendzeit verknüpfte und
besonders mit seiner Mutter, die ihn so innig geliebt hatte. Debora
wurde unter derart großen Trauerbekundungen bestattet, daß die
Eiche, unter der man sie begrub, fortan Klageeiche genannt wurde.
Das Andenken an ihren lebenslangen treuen Dienst und die Trauer
über sie wurde für wert geachtet, im Wort Gottes festgehalten zu
werden.
Von Bethel bis Hebron waren es nur zwei Tagereisen. Doch sie
brachten durch Rahels Tod tiefes Leid über Jakob. Zweimal sieben
Jahre hatte er um sie gedient, aber seine Liebe hatte ihm alle Mühsal
leicht gemacht. Wie tief und beständig diese Liebe gewesen war,
zeigte sich erst viel später, nämlich als Joseph seinen kranken Vater
kurz vor dessen Tode besuchte. Da sagte der betagte Erzvater im
Rückblick auf sein Leben: „Als ich aus Mesopotamien kam, starb
mir Rahel im Land Kanaan auf der Reise, als noch eine Strecke
Weges war nach Ephratha, das nun Bethlehem heißt.“
1.Mose 48,7
.
Aus seinem langen, mühseligen Leben rief er sich einzig den Verlust
Rahels in die Erinnerung zurück.
Vor ihrem Tode schenkte sie einem zweiten Sohne das Leben.
Mit verlöschendem Atem nannte sie das Kind „Ben-Oni“, Schmer-
zenskind. Sein Vater aber rief es „Ben-Jamin“ (
1.Mose 35,18
), Sohn
meiner rechten Hand oder meiner Stärke. Rahel wurde begraben, wo
sie starb, und zu ihrem Gedächtnis über ihrem Grabe ein Denkmal
errichtet.
Auf dem Wege nach Ephratha besudelte Ruben durch eine Untat
Jakobs Familie mit einem Makel und verlor das Erstgeburtsrecht.
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