Seite 223 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Joseph und seine Brüder
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um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten
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ein großes Volk. So fürchtet euch nun nicht; ich will euch und eure
Kinder versorgen.“
1.Mose 50,19-21
.
Josephs Werdegang veranschaulicht auch Christi Leben. Neid
bewog Josephs Brüder, ihn als Sklaven zu verkaufen. Sie hofften
dadurch zu verhindern, daß er mächtiger würde als sie. Und als er
nach Ägypten verschleppt war, bildeten sie sich ein, er könnte ihnen
mit seinen Träumen nun nicht mehr Verdruß bereiten, weil sie alle
Möglichkeiten für ihre Erfüllung beseitigt hätten. Aber Gott durch-
kreuzte ihren eigenen Weg und ließ genau das zustandekommen,
was sie verhindern wollten. In ähnlicher Weise waren die jüdischen
Priester und Ältesten eifersüchtig auf Christus, weil sie befürchteten,
daß er das Volk von ihnen ablenken und für sich gewinnen würde.
Sie brachten ihn um, damit er nicht König würde, aber gerade das
hatte ihr Tun zur Folge.
Durch seine Knechtschaft in Ägypten wurde Joseph zum Retter
der Familie. Doch dies verringerte keineswegs die Schuld seiner
Brüder. In ähnlicher Weise wiederum machte die Tatsache, daß er
durch seine Feinde gekreuzigt wurde, Christus zwar zum Erlöser
des Menschengeschlechts, zum Heiland der Verlorenen und zum
Herrscher über die ganze Welt. Aber das Verbrechen seiner Mörder
war deshalb genauso verabscheuungswürdig, als wenn Gottes Hand
die Ereignisse zu seinem Ruhm und zum Heile der Menschen nicht
gelenkt hätte.
Wie die eigenen Brüder Joseph an die Heiden, so verkaufte ei-
ner der Jünger Christus an seine bittersten Feinde. Joseph wurde
wegen seiner Keuschheit fälschlich angeklagt und ins Gefängnis
geworfen. So verachtete und schmähte man Christus, weil er durch
sein gerechtes, selbstverleugnendes Leben die Sünder verurteilte.
Obwohl er nichts Unrechtes getan hatte, wurde er durch die Aussa-
ge falscher Zeugen verurteilt. Josephs Geduld und Sanftmut trotz
Ungerechtigkeit und Bedrückung, seine Vergebungsbereitschaft und
Güte gegenüber solchen unnatürlichen Brüdern sind ein Bild des
Heilandes, der Haß und Mißhandlung durch böse Menschen klaglos
erduldete, der nicht nur seinen Mördern vergab, sondern allen, die
zu ihm kamen, ihre Sünden bekannten und Vergebung suchten.
Joseph überlebte seinen Vater um 54 Jahre. Er „sah Ephraims
Kinder bis ins dritte Glied. Auch die Söhne von Machir, Manasses