Seite 255 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Die Plagen Ägyptens
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Mose reckte nun seinen Stab über das Land, ein Ostwind erhob
sich und brachte Heuschrecken, „so viele, wie nie zuvor gewesen
sind noch hinfort sein werden“.
2.Mose 10,14
. Sie bedeckten den
Himmel, bis das Land verdunkelt wurde, und verschlangen alles
Grüne, das übriggeblieben war. Eilig schickte Pharao nach den Pro-
pheten und sagte: „Ich habe mich versündigt an dem Herrn, eurem
Gott, und an euch. Vergebt mir meine Sünde nur noch diesmal und
bittet den Herrn, euren Gott, daß er doch diesen Tod von mir weg-
nehme.“
2.Mose 10,16.17
. Sie taten es, und ein starker Westwind
trieb die Heuschrecken weg zum Roten Meer. Trotzdem beharrte
der König weiter auf seiner starrsinnigen Entschlossenheit.
Die Ägypter waren am Verzweifeln. Die bisher erlebten Plagen
schienen fast unerträglich gewesen zu sein, darum fürchteten sie
sich vor der Zukunft. Bis dahin verehrte das Volk in Pharao einen
Vertreter der Gottheit. Aber nun waren viele davon überzeugt, daß
er sich einem widersetzte, dem alle Naturkräfte dienten. Die so wun-
dersam verschonten hebräischen Sklaven begannen zuversichtlich
auf ihre Befreiung zu warten. Ihre Fronvögte wagten nicht mehr,
sie wie früher zu unterdrücken. In ganz Ägypten lebte die geheime
Angst, diese Sklaven könnten sich erheben und für das angetane
Unrecht Rache nehmen. Überall fragte man sich mit angehaltenem
Atem: Was wird jetzt kommen?
Plötzlich senkte sich eine Finsternis auf das Land, so dicht und
unheilvoll, als könne „man sie greifen“.
2.Mose 10,21
. Das Volk
war nicht nur des Lichtes beraubt, auch die Luft war so drückend,
daß das Atmen schwer wurde. Keiner sah den andern, noch konnte
er weggehen „von dem Ort, wo er gerade war, drei Tage lang. Aber
bei allen Kindern Israel war es licht in ihren Wohnungen.“
2.Mose
10,23
. Die Ägypter beteten Sonne und Mond an. Aber mit dieser
rätselhaften Finsternis wurden Volk wie Götter von einem Mächti-
gen heimgesucht, der für die Sklaven eintrat. So schrecklich dieses
Gericht war, bewies es doch auch Gottes Mitleid.
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Er wollte sie nicht vernichten, sondern ihnen Zeit zur Besinnung
und Reue geben, ehe er die letzte und schrecklichste Plage über sie
hereinbrechen ließe.
Die Furcht zwang Pharao schließlich zu einem weiteren Zuge-
ständnis. Nach der dreitägigen Finsternis ließ er Mose rufen. Er
stimmte dem Aufbruch des Volkes zu, vorausgesetzt, daß sie ihre